Neue US-Sicherheitsstrategie: Beziehung zu Europa angespannt

06.12.2025 16:26

Sorgt die neue US-Sicherheitsstrategie für Risse in den
transatlantischen Beziehungen? Während es aus Washington weiter
Kritik hagelt, schlägt die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas
versöhnliche Töne an.

Doha/Washington (dpa) - Die neue Sicherheitsstrategie der USA sorgt
mit ihrer scharfen Kritik an Europa für Spannungen in den
transatlantischen Beziehungen. Während die Attacken aus Washington
andauerten, bemühte sich die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, die
Wogen zu glätten. «Die USA sind immer noch unser größter
Verbündeter», sagte Kallas beim Doha Forum, einer jährlich
stattfindenden diplomatischen Konferenz in Katar.

Trotz Differenzen bei verschiedenen Themen zwischen den USA und
Europa gelte das «allgemeine Prinzip» weiterhin: «Wir sind die
engsten Verbündeten und sollten zusammenhalten.» Natürlich gebe es
viel Kritik, räumte Kallas ein, und «einen Teil davon halte ich auch
für wahr». So habe Europa die eigene Macht gegenüber Russland
beispielsweise unterschätzt. «Wir sollten selbstbewusster sein, das
ist sicher.» 

Neue Spitzen aus den USA

Aus den USA rissen die Attacken gegen Europa indessen nicht ab.
Anlässlich einer Entscheidung der EU, eine Millionenstrafe gegen Elon
Musks Online-Plattform X wegen Transparenzmängeln zu verhängen,
äußerte sich der Vize-Außenminister der USA, Christopher Landau,
erneut kritisch. In einem X-Beitrag beschwerte er sich über die
Doppelrolle der Staaten, die sowohl der Nato, als auch der EU
angehörten. 

Hätten diese Staaten ihren «Nato-Hut» auf, pochten sie auf die
Bedeutung der transatlantischen Zusammenarbeit, schrieb Landau. Mit
ihrem «EU-Hut» verfolgten sie gleichzeitig aber politische Agenden,
«die oft den Interessen und der Sicherheit der USA völlig
zuwiderlaufen». Als Beispiele nannte er unter anderem «Zensur,
wirtschaftlichen Selbstmord/Klimafanatismus, offene Grenzen». Die USA
könnten diesen Widerspruch nicht länger ignorieren, schrieb Landau
weiter. «Wir können nicht so tun, als wären wir Partner, während
diese Nationen zulassen, dass die ungewählte, undemokratische und
nicht repräsentative Bürokratie der EU in Brüssel eine Politik des
zivilisatorischen Selbstmords verfolgt.»

Landau hatte in der vergangenen Woche als Vertretung für
US-Außenminister Marco Rubio am Treffen der Nato-Außenminister in
Brüssel teilgenommen. Ein triftiger Grund für die Absage Rubios wurde
zunächst nicht genannt. Dass ein US-Außenminister nicht persönlich an

einem formellen Nato-Außenministertreffen teilnimmt, ist höchst
ungewöhnlich.

Neue Sicherheitsstrategie sieht Demokratieverlust in Europa

Die US-Regierung hatte am Donnerstag ihre neue Sicherheitsstrategie
veröffentlicht und darin ein düsteres Bild der Lage in Europa
gezeichnet. US-Präsident Donald Trump brandmarkt darin unter anderem
die aktuelle politische Landschaft in der EU als Bedrohung für
amerikanische Interessen. Beklagt wird außerdem ein angeblicher
Verlust der Demokratie und Meinungsfreiheit in Europa. Eine
Kurskorrektur sei notwendig, hieß es in dem Dokument.

Aus europäischen Staaten kam an der neuen Strategie umgehend scharfe
Kritik. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul sagte zu den
kritischen Äußerungen zur Meinungsfreiheit, er glaube «nicht, dass
irgendjemand uns dazu Ratschläge geben muss». Auch die EU-Kommission
von Ursula von der Leyen wies die Vorwürfe gegen die EU zurück.