Tierschützer: «Entsetzliche Bedingungen» in europäischen Zoos

11.11.2008 11:37

Brüssel (dpa) - Viele Tiere in europäischen Zoos leben nach
Ansicht von Tierschützern unter «entsetzlichen Bedingungen». Auch
sechs Jahre nach dem Inkrafttreten der EU-Zoorichtlinie sei das Wohl
von Millionen Zootieren noch immer bedroht, sagte Daniel Turner,
Sprecher des Netzwerks europäischer Tierschutzorganisationen ENDCAP,
am Dienstag in Brüssel. So hätten viele EU-Staaten nicht die Mittel,
um Zoomitarbeiter und Kontrolleure angemessen auszubilden und könnten
nicht garantieren, dass alle Tiergärten die nötige Betriebserlaubnis
hätten. «Ehrlich gesagt, die Bedingungen in manchen europäischen Zoos
sind entsetzlich», sagte er.

Die Zoo-Richtlinie der EU verpflichtet alle Tiergärten in Europa,
Tiere nur in artgerechten Gehegen zu halten und regelmäßig von
Tierärzten untersuchen zu lassen. Die Zoos müssen Forschungsdaten
über den Bestand ihrer Tiere und die Aufzucht in Gefangenschaft
austauschen. Zudem sollen sie Besucher über die Arterhaltung
informieren. Die Richtlinie schreibt auch vor, dass ein Zoo eine
Betriebserlaubnis besitzen muss und nationale Behörden den Tiergarten
überwachen.

Nach Angaben von ENDCAP erfüllt jedoch beispielsweise in Rumänien
und Bulgarien kein Zoo die EU-Bedingungen. Im März 2007 habe die EU-
Kommission außerdem rechtliche Schritte gegen Spanien eingeleitet, wo
sich die Situation seither etwas verbessert habe. In Deutschland
stelle die Zahl der kleinen Zoos ein Problem dar, die ohne Erlaubnis
betrieben und deshalb auch nicht inspiziert würden. Besonders schlimm
sei die Lage in allen europäischen Zoos für Bären, die in
Gefangenschaft ihre Neugierde nicht ausleben könnten.

ENDCAP fordert, die Zoorichtlinie noch einmal zu überarbeiten.
«Sie ist sehr vage und unspezifisch», sagte Turner. Das führe in den
einzelnen Ländern zu Missverständnissen bei der Umsetzung. ENDCAP ist
nach eigenen Angaben ein 2005 gegründetes Netzwerk aus 30
Tierschutzorganisationen und Wildtierexperten aus 20 EU-Ländern, die
sich gemeinsam gegen die Haltung von wilden Tieren in Gefangenschaft
und deren Nutzung für die menschliche Unterhaltung einsetzen.
dpa son eb xx n1 tim