EU-Studie: Drogenbekämpfung international in der Sackgasse

10.03.2009 15:29

Wien (dpa) - Der weltweite Kampf gegen den Drogenmissbrauch steckt
in einer Sackgasse. Ungeachtet der internationalen Bemühungen um die
Bekämpfung des Drogenhandels hat sich in den vergangenen zehn Jahren
am weltweiten Drogenproblem fast nichts geändert. Dies geht aus einer
Studie der EU-Kommission hervor, die am Dienstag in Wien
veröffentlicht wurde. Danach konnten die Verfasser zwar «leichte
Verbesserungen» in einigen reicheren Ländern registrieren. In ärmeren
Staaten, zu denen auch große Entwicklungs- oder Schwellenländer
gehören, habe sich die Lage jedoch «erheblich verschlechtert».

Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die
Drogenbekämpfungsmaßnahmen im letzten Jahrzehnt vor allem auf
nationaler Ebene weltweit verstärkt wurden. So seien die Bemühungen
um Hilfe für Drogenkonsumenten ausgebaut und härtere Maßnahmen gegen
Drogenhändler verabschiedet worden. Doch in der Praxis fanden die
Autoren der Studie keine Anhaltspunkte für eine wirkliche Besserung.
Das weltweite Drogenproblem sei nur komplexer geworden.

So seien die Preise für Drogen in den meisten westlichen Ländern
seit 1998 um nicht weniger als zehn bis 30 Prozent gefallen, und
dies, obwohl die Drogenhändler in einigen Ländern strenger bestraft
würden. Andererseits gebe es keine Hinweise darauf, dass der Erwerb
von Drogen etwa schwieriger geworden ist.

Der Bericht wurde einen Tag vor einer Tagung internationaler
Experten veröffentlicht, die ab diesem Mittwoch in Wien im Rahmen der
jährlichen Tagung der UN-Suchtstoffkommission (CND) stattfindet.
Minister und Drogenbeauftragte, darunter die deutsche
Drogenbeauftragte Sabine Bätzing (SPD), wollen dabei neue Richtlinien
zur internationalen Drogenbekämpfung bis 2019 verabschieden. In der
kommenden Woche findet dann in Wien die 52. Sitzung der CND statt,
auf der der Aktionsplan beraten wird.

Nach den am Dienstag veröffentlichten Untersuchungsergebnissen ist
in den vergangenen Jahren die Produktion von Rohopium, aus dem etwa
Heroin gewonnen wird, drastisch gestiegen: Waren es 1998 nach UN-
Schätzungen noch 4346 Tonnen, so stieg die Gesamtproduktion weltweit
2007 schon auf 8870 Tonnen. Etwas geringer stieg die Produktion von
Kokain, die sich seit 1998 von 825 Tonnen auf 994 Tonnen erhöhte.

Nach den Ermittlungen der Drogenfahnder nimmt die Zahl der
Drogenbenutzer in ärmeren Ländern zu, während Europa, Australien oder
die USA insgesamt abnehmende Zahlen bei Heroinkonsumenten
verzeichnen. Eine besonders negative Entwicklung gab es in der
Russischen Föderation, wo etwa 1,6 Prozent der Bevölkerung - oder
rund 1,5 Millionen Menschen Heroin nehmen. Ähnlich sind die Raten in
Zentralasien, wobei die Gesamtzahl der Konsumenten geringer ist.
China hatte in den späten 1990er Jahren eine regelrechte Heroin-
Epidemie zu verzeichnen, doch ist die Zahl der Süchtigen gemessen an
der Gesamtbevölkerung mit 0,25 Prozent relativ gering. Die höchste
Rate weist der Iran auf, wo 2,8 Prozent Heroin nehmen.

Weltweit rückläufig ist der Konsum von Cannabis, der allerdings in
einer wachsenden Zahl von Ländern nicht mehr als Rauschgift gilt.
Hier schätzt die Studie die Gesamteinnahmen durch den Verkauf allein
für Westeuropa, die USA und Ozeanien im Jahr 2005 auf fast
70 Milliarden Euro.
dpa fu xx z2 mu