Dati und Basescu: Das EU-Parlament schillert Von Patricia Driese, dpa

08.06.2009 17:55

Brüssel (dpa) - Die Würfel sind gefallen, die Europäer haben
entschieden: Die Europawahl hat nicht nur so manchem «alten Hasen» in
der Politik eine neue Chance gegeben. Auch einige schillernde
Persönlichkeiten werden nun aktiv Europapolitik gestalten. So
haben es etwa die «rumänische Paris Hilton» und ein
exzentrischer Multimillionär in die Volksvertretung für 500
Millionen EU-Bürger geschafft. Aus Frankreich wird die glamouröse
Justizministerin Rachida Dati in Brüssel und Straßburg erwartet. Für
fünf Jahre dürfen sie über europäische Gesetze entscheiden.
Andere - wie etwa die einstige CSU-Rebellin Gabriele Pauli - haben
den Sprung ins Parlament hingegen verpasst.

Bald wird Elena Basescu für Rumänien im Europaparlament
sitzen. Die 29-Jährige, die in ihrem Land oft mit
US-Partygirl Paris Hilton verglichen wird, hatte einen Trumpf in der
Hand - ihr Vater Traian ist rumänischer Staatspräsident. Nun bekam
die schöne Elena mehr als 195 000 Stimmen. Die bisher
präsidentenfreundliche Internetzeitung «hotnews.ro» berichtete, die
regierende rechtsliberale Partei PDL habe systematisch versucht,
Elena Stimmen zu sichern. Im Gegenzug trat das frühere Model noch am
Wahlabend der Regierungspartei bei.

Ebenfalls aus Rumänien auf den Weg nach Straßburg und Brüssel:
George Becali. In der Affäre um «gekaufte» Fußballspiele musste
sich der exzentrische Millionär und Sponsor des Rekordmeisters Steaua
Bukarest bereits wegen Bestechung vor Gericht verantworten. Der unter
dem Spitznamen «Gigi» bekannte Becali hatte als Zweiter auf der Liste
der rechtsextremen Partei Romania Mare (PRM) kandidiert, die 8,68
Prozent erhielt. Damit kann die PRM zwei Parlamentarier, also auch
Becali, entsenden. Dieser hatte nach dem Wahlerfolg angekündigt, dass
er stets mit dem Privatjet zwischen Bukarest und Straßburg pendeln
wolle - schließlich habe er es nicht nötig, dauernd auf irgendwelchen
Flughäfen rumzustehen.

Viel Glamour zieht aus Frankreich ins EU-Parlament ein: Mit einem
«komplizierten Privatleben», eleganten Dior-Kostümen und einer
hartnäckigen Politik machte die konservative Justizministerin Rachida
Dati von sich reden. Mit dem vornehmen Ministerleben an der schicken
Place Vendôme im Herzen der Metropole Paris ist es nun bald vorbei.
«Ich gehe, ja», sagte sie nach den Wahlen. Wann dies sein wird, ist
noch offen. Alles hängt von Staatspräsident Nicolas Sarkozy ab, der
seine frühere Lieblingsministerin nicht mehr in seiner Nähe haben
wollte.

Gabriele Pauli lehrte den damaligen bayerischen
CSU-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber das Fürchten - für das
Europaparlament reichten die Stimmen aber nicht. Die frühere
Landrätin, die sich schon mal leicht bekleidet oder mit
Latex-Handschuhen für Magazine ablichten ließ, trat als
Spitzenkandidatin für die freien Wähler an - diese scheiterten jedoch
an der Fünf-Prozent-Hürde in Deutschland. Nun will Pauli eine neue
Partei gründen und zur Bundestagswahl antreten.

Auch der Enkel des letzten österreichischen Kaisers Karl I. hat
den Einzug ins Parlament verpasst - dabei war der Weg des studierten
Historikers und Politologen Georg von Habsburg schon früh
vorgezeichnet. Bereits sein Vater Otto von Habsburg saß für die CSU
im EU-Parlament. Georg von Habsburg ging für das moderat-konservative
Ungarische Demokratische Forum ins Rennen, das mit 5,3 Prozent der
Stimmen nur ein Mandat errungen hat - und der Aristokrat ging leer
aus.
dpa pjd/kl/kk cb xx a3 mg