Viele Europäer haben Vorurteile gegen Migranten

13.11.2009 15:22

   Berlin/Bielefeld (dpa) - Fast jeder zweite Europäer hegt
Vorurteile gegenüber Migranten, religiösen Gruppen oder Minderheiten.
Dies geht aus einer Studie des Bielefelder Instituts für Konflikt-
und Gewaltforschung zu «Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in
Europa» hervor, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. 50
Prozent der Europäer seien der Meinung, dass in ihren Ländern zu
viele Migranten lebten, 43 Prozent lehnten gleiche Rechte für
Homosexuelle ab.

In den osteuropäischen Ländern sei «Menschenfeindlichkeit» am
stärksten verbreitet, am niedrigsten sei sie in den Niederlanden.
Deutschland liegt nach den Ergebnissen in allen Kategorien im
Mittelfeld. Vorurteile werden nach Ansicht der Verfasser der Studie
vor allem dann geschürt, wenn die Menschen ihre wirtschaftliche Lage
und ihre Werte-Vorstellungen durch eine Minderheit bedroht sehen oder
sie insgesamt ein «schärferes Vorgehen gegenüber Unruhestifter»
wünschen.

Im Winter 2008/2009 wurden 8000 Menschen in 8 der 27 EU-Länder zu
ethnischen, religiösen und sexuellen Vorurteilen befragt. Die Länder
sind nach Angaben der Forscher exemplarisch für ganz Europa. Die
Ergebnisse unterscheiden sich stark in den einzelnen Ländern: So sind
88 Prozent in dem als konservativ geltendem Land Polen gegen die
gleichgeschlechtliche Ehe, in Deutschland 40 Prozent. In den
Niederlanden befürworteten hingegen 83 Prozent die Ehe von
Homosexuellen. 87 Prozent der Polen fordern, dass Frauen ihre Rolle
als Ehefrauen und Mütter ernster nehmen. In Deutschland stimmen dem
53 Prozent zu, in den Niederlanden nur 36 Prozent.

Unter den Religionen kämpft der Islam mit den größten Vorurteilen:
«Wir haben in allen Ländern eine ausgesprochen hohe negative
Einstellung gegenüber Muslimen», sagte Projektleiter Andreas Zick. 54
Prozent der Europäer hielten den Islam für «eine Religion der
Intoleranz» (Bundesrepublik: 53 Prozent). 22 Prozent aller Befragten
unterstellten zudem, dass die Mehrheit der Moslems den Terrorismus
rechtfertige.

Aufgeräumt hat die Studie hingegen mit vermeintlich negativen
Einstellungen gegenüber dem jüdischen Glauben: 62 Prozent der
Europäer sind der Meinung, Juden bereichern ihre Kultur. In
Deutschland stimmen dem 69 Prozent zu.

[Institut]: Universitätsstraße 25, 33615 Bielefeld
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