Nachhilfe für Schüler in Europa sehr gefragt

30.05.2011 17:42

Brüssel (dpa) - Mehrere Milliarden Euro fließen jährlich in
private Nachhilfestunden für Schüler in Europa. Das meiste Geld dafür

geben Eltern in West- und Südeuropa aus, wie eine von der
EU-Kommission vorgelegte Studie zeigt. Frankreich führt mit rund 2,2
Milliarden Euro im Jahr die Spitze der Ausgaben für den zusätzlichen
Unterricht, gefolgt von Deutschland mit bis zu 1,5 Milliarden Euro.

Auch im finanziell gebeutelten Griechenland liegen die Ausgaben
geschätzt bei mehr als 950 Millionen Euro - die staatlichen
Bildungsausgaben für Grund- und Oberschulen liegen nur fünfmal höher,

wie die Kommission am Montag in Brüssel mitteilte. Ähnlich sieht es
in Zypern aus: 2010 lagen die Nachhilfekosten der Eltern bei rund 126
Millionen Euro, das entspricht etwa 17 Prozent der Staatsausgaben für
Schüler. Einen Nachhilfe-Boom erlebe derzeit Italien - dort werden
420 Millionen Euro für private Bildungsangebote ausgegeben.

Der Studie zufolge sind Nachhilfestunden in nordischen Ländern wie
Schweden, Dänemark und Finnland viel weniger verbreitet, da das
Schulsystem die Erwartungen der Eltern zu weiten Teilen erfülle.
Zusätzlichen Unterricht gebe es zwar auch in skandinavischen Ländern,
dieser finde allerdings meist im schulischen Rahmen statt und nicht
in dem «Schattenbildungssystem», wie die private Nachhilfebranche von
Fachleuten bezeichnet wird.

Laut Bericht verstärkt die private Nachhilfe soziale
Ungleichheiten: «Familien mit höherem Einkommen können sich mehr und

bessere Nachhilfe leisten», heißt es darin. Am meisten gefragt sei
die Nachhilfe bei bereits guten Schülern. Eine Nachhilfestunde kann
wie in Portugal üblich 15 Euro kosten oder wie in Irland um die 30
Euro. Hinzu kämen oft auch Fahrtkosten.

In wirtschaftsstarken Nationen wie Deutschland oder Frankreich
gebe es zwar eine lange Tradition der privaten Nachhilfe. Doch auch
hier habe es in den vergangenen zehn Jahren einen sehr starken
Anstieg gegeben. Nach Ansicht der EU-Kommission spielen hierbei vor
allem der soziale Wettbewerb und das gezielte Lernen für Prüfungen
eine Rolle. In Frankreich habe das Nachhilfegeschäft ein jährliches
Wachstumspotenzial von knapp zehn Prozent.

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