Welche Folgen hätte eine Austritt Griechenlands aus dem Euro?

05.09.2011 16:05

Frankfurt/Main (dpa) - Die Wirtschafts- und Haushaltslage in
Griechenland wird immer dramatischer. In diesem Jahr wird die
Wirtschaft des kleinen südeuropäischen Landes abermals stark
schrumpfen. Das Haushaltsloch wird aller Voraussicht nach größer
ausfallen als mit den internationalen Geldgebern vereinbart. Dies
schürt in vielen Euro-Ländern die Diskussion, ob Griechenland
überhaupt noch gestützt werden soll. Mitunter wird sogar gefordert,
die Hellenen sollten aus dem Euroraum austreten.

Welche Folgen hätte ein Austritt Griechenlands aus dem Euro?

Die konkreten ökonomischen Folgen eines Euro-Austritts
Griechenlands sind kaum vorhersehbar, da es eine vergleichbare
Situation bisher noch nicht gegeben hat. Viele Experten sind sich
aber sicher, dass die Auswirkungen sowohl für Griechenland als auch
für die anderen Länder des Währungsraums verheerend wären. «Ein
Austritt Griechenlands ist schlicht keine Option, da er letztlich
niemandem nutzt», sagt Experte Lothar Heßler vom Düsseldorfer
Bankhaus HSBC Trinkaus. Zudem würden sich schwere Konsequenzen für
den europäischen Bankensektor ergeben - dem Hauptkreditgeber
Griechenlands. Und da keine entwickelte Volkswirtschaft ohne gesunde
Banken auskommen kann, würden auch Verbraucher und Unternehmen stark
getroffen werden.

Welche Folgen würden sich für Griechenland ergeben?

Für Griechenland würde ein Austritt aus dem Euroraum vermutlich
den wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeuten. Ohne Euro müssten die
Hellenen wieder ihre alte Währung Drachme einführen, die vermutlich
drastisch abwerten würde. Über billigere Produkte würde dies zwar der

internationalen Wettbewerbsfähigkeit Athens zugute kommen. Viel
schwerwiegender wäre aber, dass zugleich die in Euro aufgenommenen
Altschulden infolge der Abwertung der neuen eigenen Währung drastisch
steigen würden. «Selbst ein starker Schuldenschnitt würde
Griechenlands Probleme dann nicht lösen, da das Land über Jahre
hinweg vom Kapitalmarkt abgeschnitten wäre», unterstreicht
HSBC-Experte Heßler. Hinzu kommt, dass das Land seine Staatsausgaben
mangels Kreditfähigkeit nur aus seinen Einnahmen finanzieren könnte.
Die Folge wäre ein vermutlich noch viel stärkerer Abschwung als
bisher schon.

Ist ein Austritt Griechenlands im Interesse anderer Euro-Länder?

Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht. An den Finanzmärkten
würden nach einem Euro-Austritt Griechenlands wohl schnell andere
finanzschwache Länder unter starken Druck geraten, möglicherweise
auch wirtschaftsstarke Länder. Denn letztlich könnte sich kein
Investor mehr darauf verlassen, dass nicht auch andere Länder -
möglicherweise in Verbindung mit einem Schuldenschnitt - aus dem
Euroraum ausscheren. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen
entsprechender Länder würden vermutlich drastisch steigen, und die
jeweiligen Länder ähnlich wie Griechenland an den Rand der
Zahlungsunfähigkeit führen. Letztlich könnte so der gesamte
Währungsraums ins Wanken geraten.

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