Italiener Draghi erklimmt Karriere-Gipfel

19.10.2011 15:39

Seit 2006 führt «Super-Mario» Draghi die Notenbank Italiens. Nun
steht er kurz vor dem Wechsel an die Spitze der europäischen
Währungshüter - mitten in der schwersten Krise der Währung.

Rom (dpa) - Bei Mario Draghi passt alles zusammen: Internationale
Erfahrung, Ehrgeiz und Reputation. Auf dem Weg von Rom nach Frankfurt
an die Spitze der Europäischen Zentralbank hat er zudem Stehvermögen
bewiesen. Der italienische Chef-Notenbanker setzte sich schließlich
gegen seinen deutschen Widersacher Axel Weber durch, der sich mit
seinem Rücktritt als Bundesbankchef selbst aus dem Rennen nahm.

Ende Oktober, wenn Draghi Jean-Claude Trichet in Frankfurt
endgültig beerbt, erklimmt der 63-jährige passionierte Bergsteiger
und zweifache Vater den Gipfel einer beachtlichen Karriere. Seit 2006
steht der Bank- und Finanzexperte vor allem für die Image-Rettung der
zuvor von einem Skandal erschütterten italienischen Notenbank. Sein
Vorgänger an deren Spitze, Antonio Fazio, hatte wegen einer Affäre um
Insidergeschäfte und Marktmanipulation den Hut nehmen müssen.

Der weltoffene Draghi galt als bestens geeignet, den beschädigten
Ruf des «Geldstandorts Italien» aufzupolieren - nun scheint er
geeignet, an zentraler Stelle die Bedrohung für den Euro durch die
Schuldenkrise zu meistern.

Der Name Draghi fiel vor Monaten auch in der Politik: Weil
Ministerpräsident Silvio Berlusconi stark angeschlagen ist, von
Sexaffären eingeholt und ohne Mehrheit im Parlament, kam auch Draghi
als möglicher Nachfolger ins Gespräch.

Studiert hat er erst an der römischen Sapienza-Universität, den
Doktor in Wirtschaftswissenschaften machte er am renommierten
Massachusetts Institute of Technology (MIT). Von 1984 bis 1990 war er
Exekutivdirektor der Weltbank. Als Vizepräsident von Goldman Sachs in
London erwarb er sich den Spitznamen «Super-Mario». Um einen
Interessenkonflikt zu vermeiden, verkaufte er seine
Goldman-Sachs-Anteile, als er im Februar 2006 das Chefamt der
italienischen Zentralbank («Banca d'Italia») übernahm.

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