Serbiens neuer Präsident: «Weg in EU ist lang»

26.05.2012 14:53

Moskau (dpa) - Der neu gewählte serbische Präsident Tomislav
Nikolic will weiter mit der Europäischen Union über einen Beitritt
verhandeln und zugleich eng mit Russland zusammenarbeiten. Eine
Anerkennung der von Serbien abgefallenen früheren Provinz Kosovo
schloss Nikolic vehement aus. «Wir können das nicht machen, selbst
wenn wir deswegen unsere Verhandlungen mit der EU abbrechen müssten»,
sagte der 60-Jährige am Samstag bei einem Treffen mit dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin in Moskau nach Angaben der Agentur
Interfax. Das überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich im
Februar 2008 gegen den Willen Belgrads für unabhängig erklärt.

«Ich habe bislang nicht gehört, dass wir vor einem EU-Beitritt das
Kosovo als unabhängig anerkennen müssen», sagte Nikolic. Eine
gewaltsame Lösung des Konflikts um die frühere Provinz schloss er
aus. «Wir haben genug vom Krieg.» Putin versprach dem künftigen
Präsidenten, dass Russland Serbien in der Kosovo-Frage weiter
unterstützen werde.

«Serbien ist auf dem Weg in die EU, aber es ist ein weiter Weg»,
sagte Nikolic, der am 12. Juni nach Brüssel reisen will. Das Land
wolle jetzt seine Beziehungen zu Russland ausbauen. Der Chef der
Fortschrittspartei (SNS) galt früher als starker Unterstützer
Russlands. Putin kündigte an, dass Moskau Belgrad bald einen Kredit
über 800 Millionen US-Dollar (rund 640 Millionen Euro) für
Infrastrukturprojekte überweisen werde.

Nikolic lobte Putin bei dem Treffen als «höchste Autorität des
serbischen Volkes». Falls der russische Ex-Geheimdienstchef zur
Präsidentenwahl in Serbien angetreten wäre, hätte er sicher gewonnen,

fügte Nikolic scherzhaft hinzu. Putin war im März 2011 beim Besuch
eines Junioren-Fußballspiels in Belgrad frenetisch bejubelt worden.
Viele Russen und Serben sehen sich auch wegen der Zugehörigkeit zur
«slawischen Familie» als «Brüdervölker». Auch die Sprachen sind
recht
ähnlich.

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