PwC-Experte rät deutsche Unternehmen: Geld aus Griechenland abziehen Gespräch: Harald Schmidt, dpa

14.06.2012 12:17

Immer mehr Sparer in Griechenland ziehen vor den Wahlen Geld von
ihren Konten ab. Die Beratungsgesellschaft PwC empfiehlt deutschen
Unternehmen, die in dem Krisenland Geschäfte machen, dem Beispiel zu
folgen: Sie sollten Geldbestände vor Ort auf das Nötigste reduzieren.

Frankfurt/Main (dpa) - Aus Angst vor einem Bankenkollaps in
Griechenland räumen die Menschen ihre Konten dort leer. Auch die
deutschen Unternehmen vor Ort seien gut beraten, ihre Kontostände bei
Banken in Griechenland zurückzufahren, sagte Folker Trepte, Partner
bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, der
Nachrichtenagentur dpa: «Sicher ist es ratsam, die Bestände in dem
Land auf das notwendige Maß zu reduzieren.»

Denn sollten die Reformgegner die Wahl an diesem Sonntag gewinnen,
könnte Hellas schon bald aus der Eurozone austreten. In diesem Falle
müsse die Regierung in Athen relativ schnell eine eigene Währung
einführen, um weitere Geldabflüsse zu stoppen, betonte Trepte: «Im
Moment werden schon sehr viele Euro abgehoben.» Nach offiziellen
Angaben sind seit Ausbruch der Krise im Jahr 2009 rund 80 Milliarden
Euro aus den Banken abgezogen worden.

Man müsse sich daher im Klaren sein, dass bestimmte Beschränkungen
auferlegt werden könnten, warnte Trepte: «Zum Beispiel Grenzen für
Transaktionen. So kann Geld nicht unbeschränkt in und aus dem Land
heraus transferiert werden.»

Der PwC-Experte empfiehlt deutschen Unternehmen, ihre Geldbestände
möglichst in Euro zu belassen, die Zahlungsfähigkeit in Griechenland
aber sicherzustellen: «Das heißt, sie benötigen lokale Konten, über

die sie, etwa mit griechischen Drachmen bei Austritt aus dem Euro,
weiter am Geschäftsleben teilnehmen können.» Allerdings sollte auf
diesen Konten nur das Geld bleiben, das für den Geschäftsbetrieb
unbedingt erforderlich ist.

Die größte Sorge der deutsche Unternehmen, die in Griechenland
aktiv sind, sei die Zukunft des lokalen Absatzmarkts: «Wird der Markt
zusammenbrechen, werden meine Kunden und Lieferanten noch existieren
und zahlungsfähig sein?» Das treibe im Moment viele um, zumal man das
Risiko nur beschränkt absichern könne, sagte Trepte: «Man ist dem
ausgeliefert. Umsatzeinbußen wird man in Kauf nehmen müssen.» Aus
Sicht des Experten sollten Unternehmen auf mehrere Lieferanten
setzen, um das Risiko zu streuen - und so die Gefahr eines
Lieferengpasses zu minimieren.

Trotz der Angst vor einem Zusammenbruch blieben die deutschen
Unternehmen Griechenland treu, betonte Trepte: «Ich habe noch von
keinem unserer Kunden gehört, dass er seine gesamte
Geschäftstätigkeit in Griechenland einstellen will.» Schließlich
wolle man sich nicht die Zukunft verbauen: «Es kann ja auch eine
Chance sein, dass man einer der wenigen Überlebenden vor Ort ist,
wenn sich der Markt irgendwann wieder erholt. Dann hat man dort eine
gute Startposition.»

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