Zeitung: EZB steht hinter Kurswechsel bei Bankenabwicklungen

16.07.2012 20:30

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Präsident Mario Draghi hat laut einem
Zeitungsbericht Rückendeckung vom EZB-Rat für seine Forderung
erhalten, bevorzugte Gläubiger bei Bankenrettungen im Euroraum an
Verlusten zu beteiligen. Wie die «Financial Times Deutschland» (FTD)
vorab aus ihrer Dienstagausgabe berichtet, hatten die
Direktoriumsmitglieder der Europäischen Zentralbank (EZB) und die 17
nationalen Zentralbankpräsidenten den neuen Kurs bestätigt. Das soll
in einer Telefonkonferenz vor der Euro-Finanzministersitzung am
Montag vor einer Woche geschehen sein.

Bei dieser Sitzung zum spanischen Bankenrettungsprogramm habe
sich Draghi dafür eingesetzt, künftig auch vorrangige Gläubiger zu
Abschreibungen zu zwingen, wenn sich eine Bank nicht als
überlebensfähig erweist und abgewickelt werden soll. Das «Wall
Street Journal» hatte bereits zuvor darüber berichtet.
Sitzungsteilnehmern zufolge soll Draghi jedoch am Widerstand
einzelner Minister und der EU-Kommission gescheitert sein.

Dieser Vorstoß markiert eine Neuausrichtung der EZB, da Draghis
Vorgänger Jean-Claude Trichet sich aus Angst vor einer Kernschmelze
am Markt für Bankenanleihen noch gegen jede Beteiligung von
Vorranggläubigern gestemmt hatte. Neben Draghi gelten dem Bericht
zufolge das deutsche und das französische Direktoriumsmitglied, Jörg
Asmussen und Benoît C½uré, als treibende Kräfte hinter der
Neuausrichtung.

Zu den Gründen für die neue Kursbestimmung zählt laut dem
Bericht, dass das Ausmaß der notwendigen Entschuldung in Spanien und
einigen anderen Bankensektoren so groß ist, dass die bisherigen
Maßnahmen nicht ausreichen würden. Bevorzugte Gläubiger sollen
jedoch nur dann Verluste hinnehmen müssen, wenn Banken auch wirklich
in die Insolvenz geschickt werden.