Juncker: Entscheiden «in den nächsten Tagen» über Rettungsmaßnahm en

30.07.2012 03:23

Euro-Gruppen-Chef Juncker kündigt in der Schuldenkrise schnelle
Entscheidungen an. Hart kritisiert er den Umgang mancher deutschen
Politiker mit Griechenland. Auf Sylt unterbricht Finanzminister
Schäuble seinen Urlaub für einen Gast aus den USA.

Berlin (dpa) - Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat
Entscheidungen über Euro-Rettungsmaßnahmen für die nächsten Tage
angekündigt. «Wir sind an einem entscheidenden Punkt angekommen»,
sagte der luxemburgische Regierungschef der «Süddeutschen Zeitung»
(Montag). «Die Welt redet darüber, ob es die Euro-Zone in einigen
Monaten noch gibt.» Die Euro-Länder müssten jetzt «mit allen
verfügbaren Mitteln» ihre feste Entschlossenheit zeigen, die
Finanzstabilität der Währungsgemeinschaft zu garantieren: «Wir haben

keine Zeit mehr zu verlieren.»

Teile der deutschen Politik griff Juncker scharf an. Er frage
sich, warum Deutschland die Euro-Zone «wie eine Filiale» behandele.
Danach gefragt, wie viel Zeit Griechenland noch für
Reformanstrengungen bleibe, sagte Juncker: «Ich wundere mich immer
wieder, dass man vor allem in der Bundesrepublik stets mahnt, wir
müssen den Troika-Bericht abwarten. Aber schon bevor er da ist,
erklärt man was drin steht.» Dies sei keine europäische, sondern
deutsche Innenpolitik. «Wieso eigentlich erlaubt sich Deutschland den
Luxus, andauernd Innenpolitik in Sachen Eurofragen zu machen? Warum
behandelt Deutschland die Euro-Zone wie eine Filiale?»

Juncker betonte, ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone
gehöre nicht zu seiner «Arbeitshypothese». Zuletzt hatte
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) erklärt, für ihn habe

ein Austritt Athens «längst seinen Schrecken verloren». Weitere
Politiker der Regierungskoalition hatten sich ähnlich geäußert.

Vor dem Hintergrund der Euro-Schuldenkrise trifft
US-Finanzminister Timothy Geithner heute (Montag) mit Finanzminister
Wolfgang Schäuble (CDU) zusammen. Das kurzfristig anberaumte Treffen
findet auf Schäubles Urlaubsinsel Sylt statt. Anschließend reist
Geithner nach Frankfurt am Main weiter, wo er mit dem Präsidenten der
Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zusammentrifft.