Die magische Zahl 120 Prozent

13.11.2012 11:28

Athen (dpa) - Bei der Rettung Griechenlands wird vor allem um eine
Zahl gerungen und gestritten: Die 120 Prozent, auf die der
Schuldenstand des Landes bis 2020 sinken soll. Diese sogenannte
Schuldenquote (2012: geschätzte 171 Prozent) bezeichnet den Anteil
der Schulden am Bruttoinlandsprodukt. Eine Quote von 120 Prozent soll
für die «Schuldentragfähigkeit» Griechenlands stehen - das Land
könnte sich dann wieder selbst an den Kapitalmärkten auch
längerfristig refinanzieren, so die Argumentation der internationalen
Helfer.

Allerdings ist die Zahl kaum vergleichbar - manche Länder wie
Japan haben eine viel höhere Schuldenquote und trotzdem keinerlei
Probleme bei der Aufnahme neuer Kredite. Ebenso problematisch ist die
Annahme, Griechenland könne dieses Ziel bis 2020 - oder, wie jetzt
vorgeschlagen wird, bis 2022 - erreichen. Denn die große Unbekannte
in der Rechnung ist die derzeit stark schrumpfende griechische
Wirtschaft: Sinkt das Bruttoinlandsprodukt, steigt die Schuldenquote
erst mal - selbst wenn keine neuen Schulden hinzukommen. Exakt
vorauszusehen, wann wieder Wachstum entsteht und wie viel, dürfte
aber selbst Hellsehern schwerfallen. Die 120 Prozent sind daher vor
allem eine politische Zahl.