EZB-Krisenpolitik belastet deutsche Vermögen

24.09.2013 10:31

Frankfurt/Main (dpa) - Die Niedrigzinspolitik der Europäischen
Zentralbank (EZB) hat deutschen Sparern nach einer Studie
milliardenschwere Zinsverluste beschert. Hingegen hätten die
Privathaushalte im Euroraum 2012 insgesamt beträchtlich von der
Krisenstrategie des billigen Geldes profitiert, sagte
Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise am Dienstag bei der Präsentation
des «Global Wealth Reports» in Frankfurt. Der Grund: Schuldnern
spielen niedrige Zinsen in die Karten, während Gläubiger die
Verlierer sind.

Die Allianz stellte in der Studie die «entgangenen» Zinsen auf der
Einlagenseite (Zinsverluste) den weniger gezahlten Zinsen für Kredite
(Zinsgewinne) gegenüber. Das Ergebnis fällt eindeutig aus: Während
die Menschen in Deutschland im Saldo 5,8 Milliarden Euro verloren -
immerhin 71 Euro pro Kopf -, wurden die Bürger im übrigen Euroraum um
knapp 34 Milliarden Euro (134 pro Kopf) entlastet. Vor allem in den
Krisenländern Italien und Spanien half die Politik der Währungshüter

den Menschen: In Italien lagen die Netto-Zinsgewinne bei 12,5
Milliarden Euro, in Spanien bei 11,5 Milliarden Euro.

Pro Kopf hätten die deutschen Kreditnehmer von den Zinsgewinnen in
etwa gleich stark profitiert wie die Menschen in anderen Euroländern.
Hingegen räche sich auf der Einlagenseite die Vorliebe der deutschen
Sparer für Sichteinlagen, also Sparbuch oder Tagesgeldkonto - obwohl
die Einlagenzinsen meist unter der Inflation liegen, und die Teuerung
damit Ersparnisse auffrisst. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise
warnte: «Je länger die Phase der extrem niedrigen Zinsen anhält,
desto größer dürften diese Unterschiede werden.» Denn höhere
Zinsbindungen laufen nach und nach aus - sie müssen durch niedriger
verzinste Anlagen ersetzt werden.