EU-Kommission will Verbrauch von Plastiktüten eindämmen

29.10.2013 15:44

Einkaufstüten aus Plastik sind praktisch. Doch was dem Kunden hilft,
kann der Umwelt schaden. Im Meer sammeln sich die Tüten; Fische
fressen die Teilchen. Die EU-Kommission will den Verbrauch der Beutel
deshalb senken.

Brüssel (dpa) - Brüssel sagt der Plastiktüte den Kampf an: Am
kommenden Montag (4.11.) will EU-Umweltkommissar Janez Potocnik
Vorschläge machen, um den Verbrauch zu verringern. Insbesondere
leichte Einwegtüten sind Potocnik ein Dorn im Auge. Jeder Europäer
verbraucht nach Angaben der EU-Kommission 198 Plastikbeutel pro Jahr,
etwa 90 Prozent davon aus leichtem Material.

Viele der Tüten endeten schließlich im Meer. Bis sie sich dort
zersetzten, könne es Hunderte Jahre dauern, schreibt die Brüsseler
Behörde. Bis dahin zerfallen sie in kleinste Teilchen und werden von
Fischen oder anderen Meerestieren aufgenommen - und möglicherweise
auch vom Menschen.

Umweltkommissar Potocnik schlägt deshalb vor, dass die EU-Staaten
sich eigene Ziele zur Verminderung des Verbrauchs leichter
Plastiktüten setzen. Außerdem sollen die Regierungen Tüten auch ganz

verbieten oder Gebühren erheben können.

Bisher dürfen die EU-Staaten Tüten nicht untersagen. Das legt die
«Richtlinie 94/62/EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle» fest
:
«Die Mitgliedstaaten dürfen in ihrem Hoheitsgebiet das
Inverkehrbringen von Verpackungen, die dieser Richtlinie entsprechen,
nicht verbieten.» Diesen Artikel 18 will Umweltkommissar Potocnik nun
kippen. Für eine solche Gesetzesänderung bräuchte er aber die
Zustimmung der EU-Staaten und des Europaparlaments.

Wie viele Plastikbeutel die Europäer verbrauchen, hängt vom Land
ab: In Dänemark und Finnland benutzt jeder Bürger im Schnitt pro Jahr
nur vier leichte Plastiktüten. In anderen europäischen Staaten sind
es «weit mehr als 400», wie die EU-Kommission in ihrem
Gesetzgebungsvorschlag schreibt - allerdings ohne die Länder zu
benennen. Ein Entwurf liegt der dpa vor.

Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) lobt das Engagement der
EU-Kommission. Die Pläne zeigten, «dass Umweltgefahren mittlerweile
ernster genommen werden», erklärt Benjamin Bongardt vom Nabu. Die
Umweltorganisation macht sich in Deutschland für eine Steuer auf
Einwegtüten stark.