Brüssel: Kompromissvorschlag für CO2-Grenzwerte für Autos

29.10.2013 18:27

Europa will beim Treibhausgas CO2 sparen - auch in der Autobranche.
Doch Deutschland fürchtet allzu harte Auflagen für die Branche. Nun
zirkuliert ein neuer Kompromissvorschlag.

Brüssel (dpa) - In den Streit um europäische Klimavorgaben für
Autos kommt Bewegung: In Brüssel zirkuliert ein neuer Vorschlag. Die
Umweltorganisation Transport and Environment verbreitete am
Dienstagabend Einzelheiten. Der Organisation zufolge handelt es sich
um einen Vorschlag Litauens, der am kommenden Montag an die
EU-Staaten verschickt werden solle. Er soll der Autobranche mehr Zeit
geben, neue Vorgaben einzuhalten. Mindestens zwei EU-Staaten hätten
das Papier erhalten. Litauen hat derzeit den Vorsitz der EU-Staaten
und leitet deshalb die Verhandlungen.

Gegenüber dem bereits im Sommer erzielten Kompromiss sieht der
neue Vorschlag einige Erleichterungen für die Industrie vor.
Insbesondere Deutschland hatte mit Verweis auf die heimische
Autoindustrie Zugeständnisse gefordert. Das Europaparlament muss
allerdings mit im Boot sein.

Demnach soll der eigentlich für das Jahr 2020 vorgesehene Zielwert
von 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro Kilometer erst 2022 erreicht
werden. Der Wert bezieht sich auf den Durchschnitt aller europäischen
Neuwagen. Bis zum Jahr 2023 einschließlich dürften die Autobauer auch
auf spezielle Boni für Elektroautos oder andere schadstoffarme
Fahrzeuge zurückgreifen. Diese Möglichkeit hätte eigentlich ein Jahr

früher auslaufen sollen. Dem neuen Vorschlag zufolge dürften
Elektroautos auch stärker angerechnet werden. Erst 2024 müsste die
Industrie das 95-Gramm-Ziel voll einhalten.

Eine Sprecherin der litauischen EU-Präsidentschaft wollte sich
nicht zu Einzelheiten äußern. «Die Präsidentschaft berät mit den

Mitgliedsstaaten über einen möglichen Kompromiss», sagte sie.

Transport and Environment kritisierte: «Wenn die Litauer nicht zu
Verstand kommen und den Versuch beenden, Deutschland gefällig zu
sein, dann steuern wir auf einen Zusammenbruch der Verhandlungen zu.»