(Zusammenfassung 1600) Alle EU-Bürger bekommen Recht auf Bankkonto

20.03.2014 15:59

Wer Geld überweisen oder online einkaufen will, braucht ein
Bankkonto. In Deutschland ist das üblich, in vielen anderen
EU-Ländern aber nicht. Die EU will nun sozial Schwache stärken und
gibt allen Europäern das Recht auf ein «Bankkonto für Jedermann».

Brüssel (dpa) - Alle Bürger in der EU sollen künftig europaweit
einen gesetzlichen Anspruch auf ein Bankkonto haben. Mit diesem
Girokonto könnte der Kunde grundlegende Funktionen nutzen - etwa Geld
überweisen, Bargeld am Automaten abheben oder Online-Überweisungen
machen. Darauf haben sich Unterhändler von Europaparlament,
EU-Kommission und EU-Staaten am Donnerstag in Brüssel geeinigt.
Parlament und Staaten müssen das Gesetz noch verabschieden. Dies ist
für April geplant und gilt als Formalie.

Mit dem Vorhaben will die EU sozial Schwächere stärken.
Schätzungsweise 25 bis 30 Millionen Europäer über 15 Jahren können

nach EU-Angaben bisher kein Konto eröffnen, obwohl sie es möchten.
Gründe dafür sind etwa, dass sie obdachlos sind oder finanzielle
Schwierigkeiten haben.

Ob der Inhaber sein Konto grundsätzlich oder nur um einen
bestimmten Betrag überziehen kann, können die EU-Staaten selbst
festlegen. Das Girokonto muss nicht prinzipiell kostenlos sein, wie
etwa die Linke gefordert hatte, sondern soll lediglich «vernünftige
Gebühren» haben, teilte das Parlament mit.

Die Vorgaben sollen nach Parlamentsangaben 2016 in Kraft treten.
Damit bekämen auch deutsche Kunden einen Rechtsanspruch auf ein
«Girokonto für Jedermann», den es hierzulande bislang nicht gibt. Die

Banken haben sich nur freiwillige Selbstverpflichtungen gegeben.

In Deutschland sind nach Schätzungen etwa 670 000 Bürger ohne
Konto, also knapp ein Prozent der Verbraucher. Der Rechtsanspruch auf
ein Girokonto soll bei einer «ausreichenden Zahl» an Geschäftsbanken

im Heimatland gelten - aber nicht grundsätzlich bei jeder Bank.

EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier, der den Vorschlag gemacht
hatte, begrüßte den Kompromiss. «Die heutige Einigung bringt uns dem

Ziel einen Schritt näher, dass alle europäischen Bürger (...) voll am

gesellschaftlichen Leben teilhaben können», sagte er laut Mitteilung.

Das neue Gesetz soll insgesamt allen Bankkunden mehr Rechte geben.
So sollen Verbraucher leichter die Konditionen von Girokonten
vergleichen und die Bank wechseln können - auch über Grenzen hinweg.