Kleidung und Spielsachen aus China bergen oft Gefahren Von Marion Trimborn, dpa

25.03.2014 16:03

In Europa landen immer noch viele riskante Produkte im Laden. Meist
sind es Spielsachen oder Textilien aus China, die die Gesundheit
gefährden. Die EU-Kommission macht Druck.

Brüssel (dpa) - Das pinke Plastik-Handy war hübsch anzusehen, doch
sein Ton viel zu laut. Wenn ein Kind es an sein Ohr halten würde,
bekäme es einen Hörschaden. Eine Gefahr für die Kleinen war auch das

Holz-Puzzle in Form einer Uhr mit bunten Ziffern für 5,49 Euro.
Einige Teile sind so klein, dass Kleinkinder sie in den Mund nehmen
und daran ersticken könnten. Schwarze Schnürschuhe für Erwachsene
waren mit einer Chemikalie imprägniert, die wegen allergischer
Reaktionen in der EU längst verboten ist. Bei all diesen
gesundheitsgefährdenden Waren schlugen europäische
Produktkontrolleure im vergangenen Jahr zu.

Sie zogen 2364 Produkte aus dem Verkehr - so viele wie nie zuvor
in den vergangenen zehn Jahren seit Bestand des EU-Schnellwarnsystems
«Rapex». Etwa die Hälfte der Fälle machten Textilien und Spielzeug

aus. Knapp 2000 Waren stellten ein «ernsthaftes Risiko» dar und
wurden sofort vom Verkauf ausgeschlossen.

Dabei macht die hohe Zahl der Funde dem EU-Verbraucherkommissar
Neven Mimica keine Sorgen. «Dies ist das Ergebnis einer besseren
Kontrolle», argumentiert Mimica - die immer lückenlosere Überwachung

zeige Erfolge. Kritiker allerdings sehen das anders. Die europäische
Verbraucherschutzorganisation Beuc bemängelt, dass die Dunkelziffer
hoch sei und viele Prüfstellen in den vergangenen Jahren Personal
abgebaut hätten. Auch EU-Kommissar Mimica räumt ein, dass immer noch
«unsichere Verbrauchergüter auf den Märkten in Europa auftauchen» -

obwohl Europa eines der höchsten Verbraucherschutzniveaus der Welt
habe.

Bedenklich ist dagegen ein anderer Trend: Der jährliche «Rapex»-
Bericht belegt, dass EU-Prüfer vor allem Waren aus China (inklusive
Hongkong) als gefährlich einstufen und vom Verkauf ausschließen. Fast
zwei Drittel der Waren auf der Negativliste stammten 2013 von dort.
China gilt in der EU als Problemland - und das seit Jahren. Ein Grund
dafür ist, dass China den europäischen Markt mit billigen Textilien
und Spielzeug überschwemmt. Und genau diese Produktgattungen tauchen
besonders häufig in der Liste der Warnungen auf. Waren aus
Billiglohnländern enthalten laut Experten oft billige, aber
gefährliche Chemikalien.

Peking hat inzwischen eine eigene Behörde für Produktsicherheit
(AQSIQ) eingerichtet, mit der sich die europäischen Stellen
austauschen. Allerdings verläuft die Kooperation offenbar nicht so
reibungslos, wie sich die EU-Partner das vorstellen. EU-Kommissar
Mimica lobte zwar, dass chinesische Behörden bei Beschwerden nach dem
Produzenten und der Quelle forschten. Allerdings sei dies nur in
etwas mehr als der Hälfte der Fälle erfolgreich, fast genau so oft
passiere nichts. «In den anderen 50 Prozent der Fälle muss noch etwas
getan werden», betonte Mimica.

Doch all zu scharf will Brüssel Peking dann doch nicht angehen.
Denn die Beziehungen zum wichtigsten Handelspartner der EU stehen auf
dem Spiel. Die 28-EU-Staaten importieren aus keinem anderen Land der
Welt mehr Waren als aus China. Nach Angaben der EU-Kommission geht es
dabei vor allem um Konsumgüter wie Schuhe und Kleidung, Spielsachen,
Möbel und Maschinen. «China und Europa handeln mehr als eine Billion
Euro am Tag», schreibt die EU-Kommission auf ihrer Webseite. Zudem
bietet der chinesische Markt Exportchancen für europäische Firmen.

Das Motto lautet daher, erst einmal in Europa mehr zu tun. «Die
Zeit zwischen der Warnung und der Reaktion der Mitgliedsstaaten muss
kürzer werden, da gibt es noch Verbesserungsbedarf», schlug
EU-Kommissar Mimica vor. Nur dann könne «Rapex» ein wirkliches
Frühwarnsystem sein, das den Verbraucher früh informiere.