Bankenverband VÖB sieht keine Gefahr für Landesbanken bei EZB-Tests

19.04.2014 12:00

Die EZB nimmt die größten Banken der Eurozone genau unter die Lupe,
um Kapitallöcher aufzuspüren. Manche Beobachter sehen dabei vor allem
bei einigen deutschen Landesbanken Risiken. Doch die Chefin des
Bundesverbandes öffentlicher Banken, Liane Buchholz, bleibt gelassen.

Berlin (dpa) - Den deutschen Landesbanken droht nach Einschätzung
ihres Dachverbandes VÖB keine Gefahr bei den Tests der Europäischen
Zentralbank (EZB). «Wir gehen davon aus, dass unsere Institute den
Bilanzcheck bestehen werden», sagte die Hauptgeschäftsführerin des
Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), Liane
Buchholz, bei einem Redaktionsbesuch bei der Nachrichtenagentur dpa
in Berlin. «Auch für den anschließenden Stresstest sind wir
optimistisch.» Buchholz widersprach damit Kritikern, die gerade unter
den Landesbanken Wackelkandidaten sehen.

«Die öffentlichen Banken und insbesondere die Landesbanken haben im
Vorfeld der EZB-Überprüfung erhebliche Anstrengungen unternommen, um
ihre Bilanzen zu verkleinern», erklärte Buchholz. Europaweit hätten
die Banken in Europa seit der Finanzkrise ihre Bilanzen um rund zehn
Prozent zurückgefahren, die Landesbanken hingegen hätten ihre
Risikoposition um fast die Hälfte abgebaut.

14 der 24 von der EZB überprüften deutschen Banken lassen sich vom
VÖB vertreten, darunter neben den Landesbanken und staatlichen
Förderbanken auch außerordentliche Mitglieder wie die
genossenschaftliche DZ Bank, die Hamburger Sparkasse und der
Immobilienfinanzierer Aareal Bank. Die EZB übernimmt im November die
Oberaufsicht über die größten Banken im Euroraum. Derzeit
durchleuchtet sie die Bilanzen der 128 größten Institute, im Sommer
folgt ein Krisentest.

Gerade die nach wie vor umfangreichen Schiffskredite in den Bilanzen
von HSH Nordbank und NordLB berunruhigen Beobachter. Buchholz wies
diese Bedenken zurück. Es handele sich um ein bekanntes Thema, dem
sich die betroffenen Institute schon lange angenommen hätten. «Mich
würde es überraschen, wenn auf die Schiffskredite besonderer Wert in
der EZB-Prüfung gelegt würde», sagte Buchholz.

Angesichts der langen Flaute in der Frachtschifffahrt mussten die
Banken zuletzt ihre Vorsorge für ausfallgefährdete Schiffskredite
deutlich erhöhen. Das drückt auf die Ergebnisse. Buchholz verteidigte
trotzdem die Anlagen in diesem Geschäft: «Wir sind eine Exportnation.
Dafür braucht es auch Schiffe, die finanziert werden müssen.»

Eine weitere Bereinigung auf dem Landesbankensektor erwartet die seit
Jahresbeginn amtierende Verbandschefin trotz sinkender Erträge und
harten Wettbewerbs nicht. «Der Konsolidierungsprozess der
Landesbanken ist abgeschlossen. Wir gehen nicht davon aus, dass es
mittelfristig weitere Zusammenschlüsse geben wird.» Nach der
Abwicklung der WestLB im Sommer 2012 gibt es derzeit sechs
unabhängige Landesbanken in Deutschland.

«Das Drei-Säulen-Modell war immer politisch gewollt», betonte
Bucholz. «Dazu gehören auch öffentliche Banken, die einerseits im
Wettbewerb stehen und anderseits politisch gewünschte Projekte
finanzieren.» Zugleich räumte sie ein, die Ertragsmöglichkeiten seien

gesunken. «Das liegt auch daran, dass viele Banken nun deutlich
weniger Risiken eingehen. Da wirkt auch der Schock des Endes der
einst stolzen WestLB nach.» Einen weiteren Stellenabbau in der
Branche wollte Buchholz daher nicht ausschließen.