Organisierte Kriminalität investiert in Baubranche und Gastronomie Von Jonas Mueller-Töwe, dpa

29.09.2014 12:09

Mafiöse Gruppen investieren europaweit in die legale Wirtschaft.
Einer Studie zufolge werden mit kriminellen Aktivitäten jährlich mehr
als 100 Milliarden Euro umgesetzt.

Brüssel/Berlin (dpa) - Drogenhandel und gefälschte Markenprodukte:
Die Organisierte Kriminalität erwirtschaftet in Europa laut einer
Studie jährlich Milliardenbeträge und reinvestiert Gewinne zum Teil
in die legale Wirtschaft. Die gesamten Umsätze aus europaweiten
kriminellen Geschäften werden demzufolge auf etwa 100 Milliarden Euro
geschätzt. Zu diesem vorläufigen Ergebnis kommt eine Studie der
Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand, die am
Montag der EU-Kommission in Brüssel vorgestellt werden sollte.
Demnach gibt es auch in Deutschland Nachweise für kriminelle
Aktivitäten. Die Studie wurde von der EU-Kommission mitfinanziert.

«Allein der Markt für gefälschte Artikel umfasst etwa 42 Milliarden
Euro», sagte Prof. Michele Riccardi, Forscher des in der Studie
federführenden «Transcrime»-Institus, der Nachrichtenagentur dpa.
Hinzu kämen unter anderem 8,5 Milliarden Euro aus dem Heroinhandel,
6,8 Milliarden Euro aus dem Handel mit Kokain und 6,7 Milliarden Euro
aus dem Verkauf von Cannabis. Gewinne der Organisierten Kriminalität
fließen laut der Studie zurück in die legalen Märkte.

«Europaweit sehr gut zu belegen ist der Einfluss auf die Gastronomie,
das Baugewerbe, den Lebensmittelhandel und das Transportwesen», sagte
Riccardi. In Deutschland fänden sich Hinweise darauf, dass die Mafia
'Ndrangheta in Restaurants und Catering-Betriebe investiere - ebenso
wie die Cosa Nostra, die daneben auch im Baugewerbe und bei
Bekleidungsläden auffällig werde.

Köln, Stuttgart und Duisburg seien durch ihre Grenznähe zu starken
Standorten der italienischen Mafia-Gruppen geworden. In Berlin und
Umgebung gebe es Hinweise für Investments von russischen Gruppen in
Immobilien- und Grundstücksgeschäfte. Diese Gruppen seien in
Deutschland auch im Restaurant- und Hotelgewerbe aktiv. Die
Sicherheitsbranche sei von Rockergruppen beeinflusst.

Vor allem große städtische Regionen wie Madrid, London, Paris und
Berlin seien europaweit von kriminellen Investments betroffen, so
Riccardi. Viele Belege fanden sich laut Studie auch für Süditalien
und die Lombardei, Andalusien, die Provence und die Adriaküste.

Die Ergebnisse der Studie sollen Politik, Ermittlern und Behörden
ermöglichen, die Organisierte Kriminalität besser zu verhindern und
zu bekämpfen. Abschließende Ergebnisse werden für Ende November
erwartet.