Draghi: EZB-Anleihenkäufe wirken bereits

11.03.2015 11:13

Europas Währungshüter sind überzeugt: Ihre gewaltigen Anleihenkäufe

bringen den Euroraum nach vorn. Die Geldflut zeige positive Wirkung -
schon seit sie im Herbst angekündigt wurde.

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Präsident Mario Draghi sieht erste Erfolge
der neuen Geldschwemme der Notenbank und hat Kritik an einer zu
späten Ausweitung der Anleihenkäufe zurückgewiesen. Zuletzt habe es
Hinweise für eine breite konjunkturelle Erholung im Euroraum gegeben,
sagte Draghi am Mittwoch bei einer Konferenz in Frankfurt. «Unsere
Geldpolitik unterstützt die Erholung mit Sicherheit.»

Zudem sei ein weiterer Rückgang der Renditen der Anleihen Portugals
und anderer Länder zu beobachten, die zuvor in Schwierigkeiten waren
- trotz der wiederaufgeflammten Griechenland-Krise. «Das deutet
darauf hin, dass das Anleihenkaufprogramm als Schutzschild für andere
Euroländern dienen könnte», sagte Draghi. Griechenland profitiert von

den Anleihenkäufen derzeit nicht. Denn die EZB darf nur Anleihen von
Staaten kaufen, die gute Noten von Ratingagenturen erhalten, es sei
denn, das Land befindet sich in einem Sanierungsprogramm der EU und
erfüllt alle Sparauflagen, was derzeit auf Athen nicht zutrifft.

Kritik, die Europäische Zentralbank (EZB) habe ihr Kaufprogramm im
Gegensatz zu anderen Zentralbanken zu spät gestartet, wies Draghi
zurück: «Es ist nicht so als hätten wir im vergangenen Jahr nicht
gehandelt.» Die EZB habe ihre Sondermaßnahmen nach und nach
ausgeweitet, als die Gefahr einer zu lange anhaltenden Periode
niedriger Inflationsraten zugenommen habe.

Während etwa die US-Notenbank Fed ihre Geldschleusen absehbar weiter
schließen will, geht die EZB seit Montag in die Vollen: Die Notenbank
kauft Staatsanleihen und andere Wertpapiere in gewaltigem Umfang. Pro
Monat wollen die Währungshüter 60 Milliarden Euro an frischem Geld in
die Märkte pumpen - und das mindestens bis September 2016. Das
Billionen-Programm soll die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und die
zuletzt gefährlich niedrige Inflation anheizen.

«Wie andere Zentralbanken mussten wir direkt an den Finanzmärkten
eingreifen», erklärte Draghi. Staatsanleihenkäufe seien aber nichts
Neues, auch die Bundesbank habe das in den 1970er Jahren getan.
«Anleihenkäufe sind unkonventionell, aber sie sind nicht unorthodox»,

betonte Draghi. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist einer der
entschiedensten Kritiker der jüngsten Maßnahmen.

Draghi bekräftigte: «Das Anleihenkaufprogramm wird wirken und die
Inflation näher an unser Ziel bringen.» Die EZB strebt stabile Preise
bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Im Januar und
Februar waren die Verbraucherpreise im Euroraum gesunken.