Deutschland und elf Staaten vereinbaren Zusammenarbeit beim Strom

08.06.2015 13:44

Windräder und Solarpaneele - Deutschland fördert grüne Energien. Doch

Ökostrom ist launischer als konventionelle Energie. Um Schwankungen
auszugleichen, will die Bundesregierung mit anderen zusammenarbeiten.

Luxemburg (dpa) - Um trotz Energiewende eine gleichmäßige
Stromversorgung sicherzustellen, will Deutschland enger mit anderen
europäischen Staaten zusammenarbeiten. Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) und Politiker aus elf weiteren Ländern
unterschrieben dazu am Montag in Luxemburg eine Vereinbarung zur
stärkeren Vernetzung ihrer Strommärkte. Der Austausch soll
grenzüberschreitende Stromlieferungen gerade bei hoher Nachfrage
sichern.

«Wenn man immer nur national hinschaut, dann muss man auf den Tag
bauen, an dem sozusagen die Last am höchsten ist», sagte Gabriel.
«Wenn man aber regional zusammenarbeitet, dann kann man sich
gegenseitig aushelfen. Dafür muss man die Elektrizitätsnetze
miteinander verbinden.»

Im Gegensatz zu Energie aus Atom oder Kohle schwankt die Einspeisung
von Strom aus Wind oder Sonne. Die Energieversorger in Deutschland
halten deshalb als Reserven einige Kraftwerke vor, die sich nicht
mehr rentieren, aber von der Bundesnetzagentur als systemrelevant
eingestuft werden. So soll es gerade im Winter nicht zu Engpässen
kommen. Die betreffenden Versorger bekommen dafür einen finanziellen
Ausgleich. Dieser wird über erhöhte Netzentgelte auch auf Verbraucher
umgelegt.

Die Zusammenarbeit soll es ermöglichen, auf einen Teil der teuren
Reservekapazitäten zu verzichten. «Das Ziel ist, dass wir nicht
unnötig in Kapazitäten für Kraftwerke investieren», erklärte Gabr
iel.
Deshalb wollen die Unterzeichner die Netze ausbauen, einander auch in
Zeiten von Knappheit Strom liefern und die Strompreise nicht deckeln.
Der Markt soll also Angebot und Nachfrage stärker steuern als bisher.

«Wenn man ehrlich ist, hat es in den letzten Jahren wachsende Sorgen
gegeben im Rest Europas, dass Deutschland immer nur auf sich selber
schaut - und nicht sieht, was hat das für Nachbarländer für
Konsequenzen», sagte Gabriel. «Das ist mit dieser Arbeit jetzt,
glaube ich, endgültig zu Ende.»

Unterzeichner der Erklärung sind neben Deutschland auch Schweden,
Norwegen, Polen, Tschechien, Österreich, Italien, die Schweiz,
Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Dänemark soll
später folgen.