Europa-Skepsis in Deutschland wächst

26.01.2016 13:47

Nur noch ein Drittel der Deutschen hat ein positives Bild von der EU.
Das liegt noch unter dem Schnitt aller 28 Mitgliedsländer. Beim Thema
Migration hofft die große Mehrheit dennoch auf eine europäische
Lösung.

Berlin (dpa) - Mitten in der Flüchtlingskrise wächst in Deutschland
die Europa-Skepsis. Während im Frühjahr 2015 noch 45 Prozent ein
positives Bild von der EU hatten, waren es im November 2015 nur noch
34 Prozent. Das geht aus dem jüngsten Eurobarometer hervor, über das
die EU-Vertretung in Berlin am Dienstag berichtete.

27 Prozent haben demnach ein negatives Bild von der EU, das sind zehn
Prozentpunkte mehr als im Mai vergangenen Jahres. 38 Prozent haben
weder ein positives noch ein negatives Bild. Für 76 Prozent (vorher:
55) der Deutschen ist das Thema Einwanderung das wichtigste Problem,
dem sich die EU derzeit gegenübersieht. 88 Prozent wollen, dass die
Freizügigkeit innerhalb der Union erhalten bleibt.

Richard Kühnel, der Vertreter der EU-Kommission in Deutschland, sagte
zu den Ergebnissen: «Das Image hat gelitten, aber man entlässt die EU
auch nicht aus der Verantwortung.» Er weist darauf hin, dass 82
Prozent der Deutschen eine gemeinsame europäische
Einwanderungspolitik wollen und 79 Prozent eine europäische
Sicherheits- und Verteidigungspolitik. «Die Bevölkerung erwartet,
dass die EU und ihre Mitgliedstaaten gemeinsam handeln.»

EU-weit haben nur noch 37 Prozent (minus 4) ein positives Bild der
Europäischen Union. In 11 Mitgliedsstaaten überwiegt die positive
Einschätzung, 15 Länder haben ein neutrales Bild von der EU, nur 2
(Zypern und Österreich) ein überwiegend negatives.

In vielen EU-Ländern ist die Arbeitslosigkeit nach wie vor das größte

Problem. Das sagen in Spanien 69 Prozent, in Frankreich 54 Prozent.
EU-weit liegt das Thema gleichauf mit der Einwanderung bei 36
Prozent.

Die Umfrage wurde in Deutschland zwischen dem 7. und dem 16. November
ausgeführt. In diese Zeit fielen die Terroranschläge von Paris. Der
Flüchtlingszuzug nach Deutschland und Kritik an mangelnder
europäischer Solidarität bestimmten die Debatte.