Dobrindt verlangt Rückruf von Fiat-Modellen

15.01.2017 18:02

Berlin (dpa) - Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU)
verlangt einen Rückruf bestimmter Modelle von Fiat Chrysler. «Die
italienischen Behörden wissen seit mehreren Monaten von uns, dass
Fiat nach Auffassung unserer Fachleute illegale Abschalteinrichtungen
verwendet. Fiat hat sich bisher verweigert, an der Aufklärung
mitzuwirken», sagte der Minister der «Bild am Sonntag». Er habe die
EU-Kommission eingeschaltet: «Die muss konsequenterweise dafür
sorgen, dass für die Fiat-Fahrzeuge ein Rückruf organisiert wird.»

Berlin solle sich lieber um Volkswagen kümmern, zitierte die
Nachrichtenagentur Ansa den italienischen Minister für
wirtschaftliche Entwicklung, Carlo Calenda, am Sonntag. Calenda sei
am Rande einer Fernsehaufzeichnung zur Einschaltung Brüssels durch
die deutsche Regierung gefragt worden, hieß es.

Zuletzt hatte Fiat Chrysler-Chef Sergio Marchionne nach Vorwürfen der
Abgas-Manipulation jeden Vergleich mit VW scharf zurückgewiesen und
erklärt, man habe «keinerlei Betrug begangen». Dennoch erhöhte die
EU
den Druck auf das Unternehmen und die italienischen Behörden.

In den USA steht der Branchenriese im Verdacht, bei rund 100 000
Dieselwagen die Emissionswerte von Stickoxiden gefälscht zu haben.
Dies hatte das Umweltamt EPA am Donnerstag mitgeteilt. Es geht um
Software zur Abgaskontrolle, die Fiat Chrysler nicht offengelegt
haben soll.

Die EU-Kommission nannte die Anschuldigungen «besorgniserregend». Man
werde mögliche Auswirkungen für in Europa verkaufte Autos prüfen. In

Brüssel war von Schätzungen die Rede, wonach in der EU ungefähr
33 000 betroffene Jeep und Dodge im Umlauf sein dürften.

Volkswagen hatte im Herbst 2015 eingeräumt, bei Diesel-Abgastests
getäuscht zu haben. Betroffen waren Millionen Autos. Dies hatte VW in
eine schwere Krise gestürzt. Ob es sich bei den bei Fiat Chrysler
beanstandeten Programmen wie bei Volkswagen um illegale
Abschalteinrichtungen («defeat devices») handelt, muss laut EPA erst
noch ermittelt werden.