EU will Durchbruch für schadstofffreie Autos

23.04.2017 10:12

Die EU hat eine drastische Senkung ihrer Klimagase bis zum Jahr 2030
versprochen. Dafür müssen mehr schadstofffreie Autos auf die Straßen.

Die Kommission in Brüssel setzt auf die Strategie «Zuckerbrot und
Peitsche».

Brüssel (dpa) - Die ab 2021 in der Europäischen Union geplanten neuen
Abgas-Grenzwerte für Autos sollen «ehrgeizig» werden. Dies kündigte

EU-Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic in einem Interview der
Deutschen Presse-Agentur zum Start der Hannover Messe an. Die EU will
zudem Geld für Ladestationen für Elektro- und Brennstoffautos locker
machen. Beides soll sauberer Technik zum Durchbruch verhelfen, um die
EU-Klimaziele zu erreichen und dicke Luft in Städten zu verbessen.

Sefcovic will Ende Mai ein Maßnahmenpaket für umweltfreundlichen
Verkehr präsentieren. «17 Prozent der Klimagase der EU stammen aus
dem Straßenverkehr, und jährlich sterben 450 000 Europäer vorzeitig

wegen schlechter Luft», sagte der Slowake, der in der EU-Kommission
für Energiefragen zuständig ist. «Das ist ein klarer Hinweis, dass
wir etwas tun müssen.» Unabhängig davon sei es «für die Autoindus
trie
und für Europa sehr wichtig, dass hier die besten Autos der Welt
gebaut werden - die saubersten, sichersten und effizientesten.»

China mache große Fortschritte bei E-Autos. Dagegen habe der Erfolg
der europäischen Autobauer beim Verbrennungsmotor «dazu verleitet
anzunehmen, dass wir bei Technologien wie Brennstoffzellen oder
E-Autos nicht ganz so stark sein müssen», sagte Sefcovic. Das ändere

sich nun. Der VW-Abgasskandal habe das Umdenken beschleunigt. Sobald
sich emissionsfreie Autos durchsetzten, habe sich das Thema erledigt.

«Wir müssen sicherstellen, dass der Anteil schadstofffreier Autos
Schritt für Schritt wächst und bis 2030 einen erheblichen Teil der
Flotte ausmacht», meinte Sefcovic. Die finanzielle Unterstützung für

den Aufbau von Ladestationen solle rasch fließen. «Die
Lösungsvorschläge müssen wir schon dieses Jahr machen.» Erwogen wir
d
laut Sefcovic eine Finanzierung mit Hilfe der Europäischen
Investitionsbank und mit EU-Einnahmen aus dem Emissionshandel.

Die nötigste Infrastruktur an alternativen «Tankstellen» entlang der

großen transeuropäischen Strecken würde nach seinen Worten rund 1,5
Milliarden Euro kosten. «Das ist kein unerschwinglicher Betrag»,
sagte der EU-Kommissar. Gleichzeitig will er in Europa die nötige
Technik für automatisierten Verkehr und vernetzte Autos aufbauen.
«Wir wären damit der erste Kontinent, der die Infrastruktur für zwei

zentrale Projekte hätte: alternative Antriebe und selbstfahrende und
vernetzte Autos. Damit wären wir auf gutem Weg, im Autobau eine
Supermacht zu bleiben.» Sefcovic besucht am Sonntag und Montag die
Hannover Messe.