London für Interims-Zollunion mit EU nach Brexit

15.08.2017 01:01

London (dpa) - Die britische Regierung hat Brüssel eine zeitlich
begrenzte Zollunion nach dem Austritt aus der Europäischen Union
vorgeschlagen. Eine solche Übergangsperiode könnte der Wirtschaft im
Vereinigten Königreich und in der EU mehr Sicherheit geben, teilte
das Brexit-Ministerium am Dienstag in London mit. In dieser Phase
werde Großbritannien weltweit neue Handelsbeziehungen aufbauen. Über
die Länge der Übergangszeit wurden keine Angaben gemacht.

Bereits am Sonntag hatten Schatzkanzler Philip Hammond und der
Minister für den internationalen Handel, Liam Fox, allgemein eine
Interimsphase nach der Trennung von der EU angeregt. Ihr Land werde
aber im März 2019 die EU «ohne Hintertür» verlassen, betonten sie.


Für Mittwoch kündigte das Brexit-Ministerium ein Positionspapier zur
neuen EU-Außengrenze zwischen der Republik Irland und dem britischen
Nordirland an. Die Bevölkerung auf der Grünen Insel fürchtet unter
anderem ökonomische Einbußen. Laut Londoner Ministerium wird es keine
Rückkehr zu einer festen Grenze geben. Derzeit ist die über 300
Kilometer lange Trennlinie kaum sichtbar. Britische Medien
spekulierten, dass eventuell für Iren die Personenfreizügigkeit
erhalten bleibt.

Bislang verliefen die Verhandlungen zur Scheidung Großbritanniens von
der EU sehr schleppend. Brüssel verlangte von London, nun rasch alle
wichtigen Brexit-Fragen zu klären. Eine dritte Verhandlungsrunde
zwischen London und Brüssel ist am 28. August geplant.

Ein Topthema bei den Gesprächen sind die finanziellen Forderungen
Brüssels an London von bis zu 100 Milliarden Euro. Gerungen wird auch
um die Bleiberechte von rund 3,2 Millionen EU-Bürgern im Königreich
und 1,2 Millionen Briten in der EU. Im Juni 2016 hatte sich eine
Mehrheit der britischen Wähler dafür ausgesprochen, die EU nach mehr
als 40 Jahren zu verlassen.