«Financial Times»: London will 20 Milliarden EU-Schulden begleichen

20.09.2017 10:31

London/Brüssel (dpa) - Großbritannien ist einem Medienbericht zufolge
zur Zahlung von mindestens 20 Milliarden Euro zur Begleichung
finanzieller Forderungen nach dem Brexit bereit. Dies werde
Premierministerin Theresa May in ihrer Grundsatzrede zum EU-Ausstieg
am Freitag in Florenz bekanntgeben, berichtete die «Financial Times»
am Mittwoch.

Das Angebot würde damit allerdings deutlich unter den Forderungen aus
Brüssel liegen. Nach EU-Schätzungen soll London bis zu 100 Milliarden
Euro zahlen - und zwar bis etwa zum Jahr 2023, wie
EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger kürzlich sagte.

Ein Regierungssprecher bezeichnete den Medienbericht auf Anfrage der
Deutschen Presse-Agentur als «reine Spekulation». Ein Sprecher von
EU-Unterhändler Michel Barnier wollte keinen Kommentar abgeben.

Über das Angebot soll Mays EU-Berater Oliver Robbins laut «Financial
Times» bereits Regierungsvertreter in der Europäischen Union
informiert haben, auch in Deutschland.

Bislang hatte London keine konkrete Summe genannt, es kursierten in
britischen Medien aber Zahlen. Außenminister Boris Johnson steht
finanziellen Forderungen seines Landes in den EU-Haushalt äußerst
kritisch gegenüber.

Beim Streit ums Geld geht es um gemeinsam eingegangene
EU-Finanzverpflichtungen für Haushalt, Fördertöpfe oder
Pensionslasten. Großbritannien wird Ende März 2019 die EU verlassen.
Die Brexit-Verhandlungen verlaufen allerdings sehr schleppend.

Brüssel besteht in den Gesprächen darauf, die umstrittene
Schlussrechnung, die Rechte der EU-Ausländer und die neue
EU-Außengrenze zwischen der Republik Irland und dem britischen
Nordirland zuerst zu klären. London will dagegen so schnell wie
möglich über die künftigen Beziehungen mit der Europäischen Union
verhandeln, vor allem über ein Handelsabkommen.