EU-Befürworter in London: Regierung verhält sich «widerlich»

20.10.2017 15:02

London (dpa) - Britische EU-Befürworter haben am Freitag zum
Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel scharfe Kritik an ihrer Regierung
geübt. Es sei «widerlich», wie Politiker das fehlgeschlagene Treffen

als Erfolg verkaufen wollten, teilte die Gruppe «Open Britain» am
Freitag mit. Es habe 16 Monate nach dem Brexit-Referendum immer noch
keinen ausreichenden Fortschritt bei den Verhandlungen gegeben.

Britische Medien bewerteten das Ergebnis mit Skepsis. Der Sender BBC
hob hervor, dass die EU zwar grünes Licht für die Vorbereitung der
zweiten Phase der Verhandlungen gegeben habe: «Theresa May geht nicht
mit leeren Händen nach Hause.» Doch in den Gesprächen seien erst ein

paar Zentimeter «auf einer Reise von vielen, vielen Meilen» erreicht
worden. Der TV-Sender Sky News sprach von einem «Psychodrama».

Die Zeitung «The Guardian» kritisierte, dass sich Premierministerin
Theresa May nicht genug um die Schlussrechnung für den EU-Austritt
gekümmert habe. Diese könnte bis zu 100 Milliarden Euro betragen.
Damit soll London gemeinsam eingegangene EU-Finanzverpflichtungen für
Haushalt, Fördertöpfe und Pensionslasten bezahlen.

Die Europäische Union pocht in den Brexit-Gesprächen auf ausreichende
Fortschritte. Erst anschließend sollen Gespräche über die künftigen

Beziehungen zwischen beiden Seiten beginnen. Die verbleibenden 27
EU-Staaten hoffen auf einen Durchbruch bis Dezember.

Die Briten hatten im Juni 2016 mit knapper Mehrheit für den Brexit
gestimmt. Das Vereinigte Königreich wird Ende März 2019 aus der
Staatengemeinschaft austreten. May hatte vor einigen Wochen auf einer
Rede in Florenz eine etwa zweijährige Übergangsphase vorgeschlagen.