Libanon-Krise: EU fordert Länder in der Region zu Zurückhaltung auf

13.11.2017 20:54

Die EU fürchtet eine Eskalation der politischen Krise im Libanon. Ist
der Konflikt vor allem auf eine Einmischung von außen zurückzuführen?

In Brüssel scheint man davon überzeugt.

Brüssel (dpa) - Die EU hat Staaten wie Saudi-Arabien und den Iran
aufgefordert, sich aus der Politik des Libanons herauszuhalten. «Wir
erwarten, dass es keine Einmischung von außen gibt», sagte die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag nach einem Treffen
der EU-Außenminister in Brüssel. Regionale Konflikte und Spannungen
dürften nicht in das Land hineingetragen werden.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel und sein französischer Kollege
Jean-Yves Le Drian hatten sich zuvor bereits ähnlich geäußert. In dem

Land drohe erneut eine große politische und auch militärische
Auseinandersetzung, sagte Gabriel. Es müsse dafür gesorgt werden,
dass der Libanon nicht zum Spielball nationaler Interessen anderer
Länder werde. Als konkrete Beispiele nannte er Syrien und
Saudi-Arabien.

Mogherini kündigte an, dass sie an diesem Dienstag in Brüssel
Gespräche mit dem libanesischen Außenminister Gebran Bassil führen
wolle. Bassil wird am selben Tag auch zu einem Treffen mit
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris erwartet.

Grund für die Angst vor einem neuen Konflikt im Libanon ist der
aufsehenerregende Rücktritt des libanesischen Ministerpräsidenten
Saad Hariri. Der Sunnit hatte Anfang November von Saudi-Arabien aus,
zu dem er enge Beziehungen unterhält, sein Amt aufgegeben. Als Grund
deutete er ein Mordkomplott seitens der libanesischen Schiitenmiliz
Hisbollah an, die vom Iran und von Syrien unterstützt wird. Damit
löste der 47-Jährige Spekulationen aus, dass sein Rückzug von
Saudi-Arabien erzwungen wurde, um Spannungen mit der Hisbollah zu
erzeugen. Riad und Teheran sind Erzfeinde und kämpfen um die
Vormachtstellung im Nahen Osten. 

Saudi-Arabiens UN-Botschafter wies am Montag in New York
Spekulationen, Hariri werde gegen seinen Willen in Saudi-Arabien
festgehalten, als «grotesk» zurück. Hariri besuche das Land oft, habe

die Staatsbürgerschaft und besitze ein Haus dort, sagte Abdallah
Al-Mouallimi. «Es ist nicht merkwürdig, dass Saad Hariri in
Saudi-Arabien ist. Er ist dort immer wollkommen und das wird auch
weiterhin so sein.»