Easyjet darf Air Berlin-Teile übernehmen - Warnung vor Niki-Insolvenz

12.12.2017 19:37

Fast vier Monate nach der Insolvenz von Air Berlin ist nun endgültig
klar: ein Teil geht an Easyjet. Bei den größten Teilen gibt es aber
nach wie vor keine Klarheit.

Brüssel/Berlin (dpa) - Die EU-Wettbewerbshüter haben für die
Übernahme von Teilen der insolventen Fluglinie Air Berlin durch
Easyjet grünes Licht gegeben. Der Zusammenschluss werde ohne Auflagen
genehmigt, teilte die EU-Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Bei
der Übernahme der bisherigen Air Berlin-Tochter Niki sieht der
Generalbevollmächtigte Frank Kebekus nur noch die Lufthansa im
Rennen.

Zu Easyjet sagte die zuständige Kommissarin Margrethe Vestager: «Die
Pläne von Easyjet, bestimmte Vermögenswerte von Air Berlin zu
übernehmen, werden den wirksamen Wettbewerb nicht mindern.» Durch den
Beschluss der Kommission könne Easyjet die Präsenz an den Berliner
Flughäfen ausbauen und auf neuen Strecken zum Vorteil der Verbraucher
in den Wettbewerb eintreten. Easyjet hatte unlängst bereits
angekündigt, dem Branchenprimus Lufthansa auf innerdeutschen Strecken
stärker Konkurrenz machen zu wollen.

Easyjet reagierte erfreut auf das grüne Licht aus Brüssel. «Durch
diese Übernahme wird Easyjet 25 Flugzeuge am Flughafen Berlin Tegel
betreiben», heißt es in einer Mitteilung. Die Fluggesellschaft ist
bereits am Flughafen Schönefeld bei Berlin präsent.

Air Berlin hatte Mitte August Insolvenz angemeldet und Ende Oktober
den Flugbetrieb eingestellt. Einen Großteil der Flotte will die
Lufthansa übernehmen, einschließlich der lukrativen Teilgesellschaft
Niki, einen kleineren Teil die britische Easyjet. Die EU-Kommission
prüft derzeit noch die Lufthansa-Übernahme, die Frist für die erste
Prüfungsphase läuft bis 21. Dezember. Es ist nun damit zu rechnen,
dass das Easyjet-Angebot die befürchtete Vormachtstellung der
Lufthansa abmildert. Lufthansa will mit dem Verzicht auf Start- und
Landerechte wettbewerbsrechtliche Bedenken der Kommission zerstreuen.

Der Generalbevollmächtigte von Air Berlin, Frank Kebekus, sagte am
Dienstag zur geplanten Niki-Übernahme: «Wenn wir bis 21. Dezember von
der Europäischen Kommission grünes Licht bekommen, können wir den
Verkauf erfolgreich abschließen.» Wenn der Zeitplan jedoch ins
Rutschen komme, müsse Niki umgehend Insolvenz anmelden. «Dies würde
bedeuten, dass kurz vor Weihnachten 1000 Mitarbeiter ihre Arbeit
verlieren, Zehntausende Passagiere stranden und hunderttausende
Tickets ihre Gültigkeit verlieren.»

Bei der Übernahme der bisherigen Air Berlin-Tochter Niki sieht
Kebekus nur noch die Lufthansa im Rennen. Der britische IAG-Konzern
(British Airways, Iberia, Vueling) habe schriftlich mitgeteilt, kein
Kaufinteresse mehr an Niki zu haben, teilte Kebekus nach einer
Sitzung des Gläubigerausschusses der Air Berlin mit. «Auch die
erneuten Gespräche mit dem Bieterkonsortium um den Reiseveranstalter
Thomas Cook haben bisher nicht ansatzweise zur Unterbreitung eines
tragfähigen Alternativangebots geführt.» Insofern bleibe die
Lufthansa der einzig zuverlässige Kaufinteressent für Niki.

Kebekus sagte, wie von der EU-Kommission gefordert, habe man noch
einmal Kontakt zu weiteren möglichen Bietern aufgenommen. Daraufhin
hatten Thomas Cook (Condor) und IAG wieder Interesse an Nikio
gezeigt, nachdem sie im Bieterverfahren der Insolvenzverwaltung von
Air Berlin zunächst nicht zum Zuge gekommen waren.

Die EU-Kommission muss bei europaweit relevanten Zusammenschlüssen
prüfen, ob Wettbewerbsverzerrungen oder Nachteile für Verbraucher
entstehen könnten.