Griechische Regierung holt immer mehr Flüchtlinge aufs Festland

12.12.2017 17:42

Rund 15 000 Asylanträge von Flüchtlingen und Migranten auf den
griechischen Inseln hängen in der Warteschleife. Um die Situation zu
entspannen, hebelt Athen effektiv den EU-Türkei-Flüchtlingspakt aus.

Athen (dpa) - In den vergangenen zwei Monaten hat die griechische
Regierung den Transport von rund 5700 Flüchtlingen und Migranten von
den Inseln der Ostägäis aufs Festland veranlasst. Diese Zahl wurde am

Dienstagnachmittag aus Regierungskreisen bekannt. Die
Flüchtlingssituation vor Ort verbessere das jedoch kaum, kritisierte
die zuständige Regionalgouverneurin der Inseln der Ostägäis,
Christiana Kalogirou, am Dienstag. «So lange wir die Asylbehörden
nicht stärken, wird sich die Lage nicht verbessern.»

Alle paar Tage reisen derzeit mehrere hundert Flüchtlinge von den
griechischen Inseln aus per Fähre zum Hafen von Piräus und werden
anschließend mit Bussen in Unterkünfte gebracht. Der Vorgang ist
insofern heikel, als dass der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der
Türkei eigentlich vorsieht, neu ankommende Flüchtlinge auf den Inseln
festzuhalten, bis ihr Asylstatus geklärt ist. Wer Asyl erhält, darf
aufs griechische Festland weiterreisen, wer abgelehnt wird, soll dem
Pakt zufolge zurück in die Türkei geschickt werden.

Indem vor allem Frauen, Kinder und Familien aufs Festland gebracht
werden, will Athen Inseln wie Lesbos, Samos und Kos entlasten, denn
dort sind die Kapazitäten längst überschritten. So leben etwa auf
Lesbos derzeit trotz der Entlastungsmaßnahmen rund 6220
Schutzsuchende - bei 2230 offiziell zur Verfügung stehenden
staatlichen Unterkunftsplätzen. Hilfsorganisationen warnen angesichts
des nahenden Winters vor neuen Todesfällen, weil viele der Menschen
nicht angemessen untergebracht sind.

Grund für die überfüllten Auffanglager ist nicht nur der zwar
niedrige, aber stete Zustrom neuer Flüchtlinge. Es sei vor allem die
schleppende Bearbeitung der Asylanträge, die zu Problemen führe,
kritisierte am Dienstag die zuständige Regionalgouverneurin der
Inseln, Christiana Kalogirou. «Bei den Auffanglagern handelt es sich
längst um Langzeitunterbringung, weil die Asylexperten nur ein paar
Dutzend Anträge pro Tag bearbeiten können.» Auch Hilfsorganisationen

kritisieren immer wieder, dass viele Migranten auf den Inseln bereits
seit über einem Jahr auf die Entscheidung zu ihren Anträgen warten.

Kalogirou sagte dem griechischen Fernsehsender Skai, dass auf den
griechischen Inseln rund 15 000 Asylanträge von Flüchtlinge und
Migranten in der Warteschleife festhingen. Schuld seien die langen
Bearbeitungszeiten. «Was auch immer geschieht - wenn wir die
Asylbehörden nicht stärken, wird sich die Situation nie verbessern»,

sagte Kalogirou.