Air-Berlin-Tochter Niki droht Aus - Lufthansa zieht Angebot zurück Von Christian Ebner, Sascha Meyer und Bernd Röder, dpa

13.12.2017 17:11

Die Vorbehalte der EU-Kommission wogen zu schwer: Die Lufthansa nimmt
Abstand vom Kauf der österreichischen Niki. Das dürfte bedeuten, dass
auch die Air-Berlin-Tochter nicht mehr lange weitermachen kann.

Frankfurt/Berlin (dpa) - Der Air-Berlin-Tochter Niki droht das Aus.
Die Lufthansa zog am Mittwoch ihr Angebot für das österreichische
Unternehmen mit seinen 21 Flugzeugen zurück. Die Bundesregierung
rechnet nun mit der Pleite und der Einstellung des Flugbetriebs.
«Insolvenz und Grounding von Niki sind jetzt die Folge», sagte
Regierungssprecher Steffen Seibert.

Als Grund für den Rückzug gab die Lufthansa an, dass eine schnelle
Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei.
Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden.
Air Berlin ist seit August insolvent und hat den eigenen Flugbetrieb
Ende Oktober eingestellt.

Die Gewerkschaft Vida in Österreich rief wegen Niki zu
Krisengesprächen auf. Angesichts der Gefahr für rund 1000 Jobs müsse

es rasche Lösungen geben, um die Flugzeuge in der Luft zu halten,
sagte der Vorsitzende des Vida-Fachbereichs Luftfahrt, Johannes
Schwarcz, der Nachrichtenagentur APA.

Regierungssprecher Seibert stellte fest: «Alternative Käufer für Niki

standen und stehen bis heute nicht zur Verfügung, trotz allerlei
öffentlicher Ankündigungen und intensiven Bemühens des
Generalbevollmächtigten von Air Berlin.»

Air Berlin hatte vor der Erklärung der Bundesregierung mitgeteilt,
man suche jetzt nach Alternativen, um die noch fliegende Niki doch zu
Geld zu machen. Allerdings hielt sich die österreichische
Gesellschaft zuletzt nur noch mit Finanzspritzen der Lufthansa in der
Luft.

Die neue Unsicherheit um Niki ist nach Aussage der
EU-Wettbewerbshüter bedauerlich. «Zumal dies nicht das einzig
mögliche Resultat seit Beginn des Verkaufsprozesses war», sagte ein
Sprecher der EU-Kommission in Brüssel. Es sei von Beginn an klar
gewesen, dass es auf vielen Strecken zwischen Lufthansa und Air
Berlin Überschneidungen gegeben habe, mit Risiken für Verbraucher in
Deutschland, Österreich und der Schweiz, teilte die Brüsseler Behörde

weiter mit. «Aufgabe der EU-Kommission ist es, ihr präsentierte
Transaktionen zu beurteilen. Wir müssen sicherstellen, dass
Konsumenten durch Zusammenschlüsse nicht schlechter gestellt werden.»

Der Rückzieher der Lufthansa bei Niki hat auch Konsequenzen für den
Fiskus. «Durch den unerwarteten Ausfall der Erlöse aus dem
Niki-Verkauf kann der vom Bund verbürgte Kredit der KfW an Air Berlin
möglicherweise nur zum Teil zurückgezahlt werden», sagte Seibert.
«Der Bund wird alles tun, den Schaden für den Steuerzahler zu
begrenzen.» Die Bundesregierung hatte für 150 Millionen Euro eine
Bürgschaft übernommen.

An dem Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter solle hingegen
festgehalten werden, teilte Lufthansa mit. Dieser Kauf steht
ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung
der EU-Kommission. Die Prüffrist läuft bis 21. Dezember.

Der Kaufpreis von 18 Millionen Euro sei noch Gegenstand erneuter
Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der KfW
an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden. Für Niki und
LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.

Der Konkurrent Easyjet hatte den Kaufpreis für das
Air-Berlin-Geschäft am Flughafen Tegel mit 40 Millionen Euro
angegeben. Es umfasst die Übernahme von 25 Flugzeugen samt Start- und
Landerechten. Die EU-Kartellbehörde hatte diese Transaktion am
Dienstag genehmigt.

Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht,
die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die
Air-Berlin-Teilübernahme inklusive Niki zu zerstreuen. Lufthansa-Chef
Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme
einen «Plan B» angekündigt. Er sehe vor, die Flotte der
Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Größenordnung um rund 20
Flugzeuge zu vergrößern.

«Die Air-Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die

Niki Luftfahrtgesellschaft GmbH», betonte Air Berlin nach dem
Rückzieher der Lufthansa in einer Pflichtmitteilung für die Börse.

Air Berlins Generalbevollmächtiger Frank Kebekus hatte noch am
Dienstag mitgeteilt, Lufthansa sei der einzig zuverlässige
Kaufinteressent für Niki. Interesse an einem Kauf hatten in den
vergangenen Monaten auch Thomas Cook (Condor) und der
British-Airways-Mutterkonzern IAG gezeigt.