Libysche Ölgesellschaft setzt auf Marker und EU gegen Schmuggler

19.04.2018 18:35

Tripolis (dpa) - Die nationale libysche Ölgesellschaft NOC will im
Kampf gegen Schmuggler chemische Marker einsetzen und hofft auf
Unterstützung der EU bei der Verfolgung der organisierten
Kriminalität. Durch den Diebstahl und Schmuggel von Öl und Benzin
gingen dem libyschen Staat jedes Jahr umgerechnet mehr als 600
Millionen Euro verloren, hieß es in einem am Donnerstag
veröffentlichten Redemanuskript des NOC-Vorsitzenden Mustafa Sanalla.
Etwa 30 bis 40 Prozent des in Libyen produzierten und in das Land
importierten Benzins würden geschmuggelt.

«Die große Geldsumme, die durch den Schmuggel verfügbar ist, hat
große Teile der libyschen Gesellschaft korrumpiert», sagte Sanalla.
Auch zahlreiche bewaffnete Milizen profitierten davon. Der
Vorsitzende der staatlichen Ölgesellschaft hatte die Rede demnach am
Vortag auf einer Konferenz in Genf gehalten.

Im Kampf gegen die Schmuggler will die staatliche Ölgesellschaft in
Zukunft auch molekulare Marker einsetzen, um die Mineralöle zu
identifizieren und deren Herkunft nachzuweisen. Es sei aber
notwendig, den Schmuggel zu unterbinden, sagte Sanalla. Er rief die
internationale Gemeinschaft auf, das Mandat der EU-Operation Sophia
im Mittelmeer auszuweiten und Eigentum von Kriminellen zu
beschlagnahmen.

Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi ist Libyen
in einen komplizierten Bürgerkrieg gestürzt. Unzählige bewaffnete
Gruppen und drei Regierungen konkurrieren um die Macht.