Barley: Kommunikation von WhatsApp in andere Dienste ermöglichen

23.06.2018 03:30

Berlin (dpa) - Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) will sich
auf EU-Ebene dafür einsetzen, dass Verbraucher von WhatsApp aus auch
mit Nutzern anderer Messenger-Dienste kommunizieren können. Beim
Mobilfunk sei das schon möglich, sagte Barley der Deutschen
Presse-Agentur in Berlin. «Beim Telefonieren auf dem Handy kann zum
Beispiel der eine bei Vodafone sein und der andere bei der Telekom -
das spielt keine Rolle, das merkt man nicht einmal.» Bei den
Messenger-Diensten wäre das technisch ebenso möglich, sagte sie.

Es müsse künftig machbar sein, «dass zum Beispiel WhatsApp-Nutzer
auch mit den Nutzern anderer Messenger-Dienste wie zum Beispiel
Threema oder Signal kommunizieren können», sagte sie. «Das müsste m
an
gesetzlich auf europäischer Ebene regeln und die Betreiber
verpflichten, entsprechende Schnittstellen zu öffnen.» Über diese
Frage sei sie in Gesprächen mit ihren Amtskollegen aus anderen
EU-Staaten und mit Vertretern der EU-Kommission.

Messenger-Dienste setzen zum Teil auf sehr unterschiedliche
Protokolle und Verschlüsselungs-Systeme, was einen Datenaustausch
grundsätzlich erschwert. So ist zum Beispiel Apples iMessage nur auf
Geräten des iPhone-Konzerns verfügbar. Viele Dienste - wie unter
anderem iMessage, WhatsApp oder Signal - arbeiten mit sogenannter
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der Inhalte nur für Absender und
Empfänger, aber nicht für den Dienst selbst im Klartext verfügbar
sind.

Nachrichten in Online-Messengern haben für viele Nutzer weitestgehend
die SMS abgelöst. Bei SMS ist Kommunikation zwischen Netzen
verschiedener Anbieter problemlos möglich. Zugleich gibt es aber auch
keine Komplett-Verschlüsselung und per Gesetz sind
Überwachungsmöglichkeiten für Sicherheitsbehörden vorgesehen.

Facebook spielt eine besonders starke Rolle in dem Markt mit seinen
Diensten WhatsApp und Facebook Messenger, die jeweils mehr als eine
Milliarde Nutzer haben.

«Man muss die Monopole aufbrechen, denn die führen dazu, dass ein
Konzern machen kann, was er will», mahnte Barley. «Wer in einer
WhatsApp-Gruppe sein möchte, zum Beispiel im Sportverein oder an der
Schule, hat keine andere Wahl, als diesen Messenger-Dienst zu
installieren - egal was der Konzern mit den eigenen Daten macht.»

Bei den Messenger-Diensten gebe es bereits eine Vielzahl von
Anbietern mit hohen Datenschutzstandards. «Wenn man das System öffnet
und die verschiedenen Messenger-Dienste verknüpft, müssen sich
Anbieter beim Datenschutz mehr anstrengen.» Wer die Privatsphäre
seiner Nutzer schütze, hätte so eine größere Chance am Markt. «Di
e
große Herausforderung ist, dass die Sicherheitsstandards dabei nicht
absinken - auf das Niveau des Anbieters mit den schlechtesten
Datenschutzvorgaben.»