Foodwatch: Nächster Lebensmittelskandal nur eine Frage der Zeit

10.07.2018 12:56

BSE, Pferdefleisch, Fipronil: Immer wieder sind europäische
Verbraucher verunsichert durch grenzüberschreitende Skandale. Das hat
System, meint zumindest Foodwatch.

Brüssel (dpa) - Knapp ein Jahr nach Entdeckung des Insektengifts
Fipronil in Millionen Eiern warnt der Verbraucherverband Foodwatch
vor neuen Lebensmittelskandalen in der Europäischen Union. Diese
seien wegen Lücken im EU-Recht nur eine Frage der Zeit, erklärte
Geschäftsführer Thilo Bode am Dienstag. Foodwatch forderte strengere
EU-Regeln zum Schutz vor verunreinigten oder gesundheitsschädlichen
Lebensmitteln. Die EU-Kommission entgegnete, Verbesserungen seien
schon veranlasst.

Das Insektengift Fipronil war im Sommer 2017 in mindestens 45 Ländern
in Millionen von Eiern aufgetaucht, auch in 26 der 28 EU-Staaten.
Foodwatch erinnerte zudem an die Skandale um Pferdefleisch 2013 und
verseuchte Babymilch 2017. «Die EU schafft es nicht, 500 Millionen
Verbraucherinnen und Verbraucher in Europa vor Gesundheitsgefahren
und Täuschung im Lebensmittelmarkt zu schützen», meinte Bode.

Foodwatch verlangt Änderungen im EU-Lebensmittelrecht, damit
Nahrungsmittel tatsächlich über die gesamte Produktionskette hinweg
rückverfolgbar werden. Behörden müssten zudem bei Verstößen schne
ll
und umfassend die Öffentlichkeit informieren. Im Fipronil-Skandal
geschah das erst mehr als zwei Monate nach ersten Kenntnissen der
belgischen Behörden über die Verunreinigung.

Außerdem fordert der Verbraucherverband, dass bei Betrug oder
Gesundheitsgefahr auch Namen der Hersteller und der Produkte genannt
werden. Darüber hinaus bräuchten Verbraucherverbände kollektive
Klagerechte - ähnlich wie es sie für Umweltschutzorganisationen im
EU-Recht gebe.

Eine Sprecherin der Kommission sagte am Dienstag auf Nachfrage:
«Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen.» Diese seien aber

von der EU-Kommission bereits auf den Weg gebracht worden. Schon
heute seien Lebensmittel die gesamte Produktionskette entlang
rückverfolgbar, sagte sie. Nur dadurch hätten die Behörden die
Fipronil-Verunreinigungen bei den Eiern aufarbeiten können.

Das EU-Lebensmittelrecht wurde 2001 als Antwort auf die
Verunsicherung der Verbraucher durch Rinderwahnsinn beschlossen. Die
EU-Kommission schlug im April 2018 eine Reform vor, die vor allem die
Risikobewertung verbessern soll. Grundsätzlich hielt die Brüsseler
Behörde das EU-Gesetz aber für tauglich. Den Vorschlägen nach sollen

etwa Studien zur Sicherheit von Unkrautvernichtungsmitteln wie
Glyphosat künftig besser öffentlich zugänglich sein. Diese
Reformvorschläge griffen viel zu kurz, kritisierte Foodwatch.