Organisationen hinter Rettungsschiff «Aquarius» wollen weitermachen

15.08.2018 12:32

Berlin (dpa) - Die Betreiber des Schiffs «Aquarius» wollen allen
Schwierigkeiten zum Trotz weiter Migranten aus dem Mittelmeer retten.
Die Geretteten hätten Vergewaltigung, Menschenhandel und
Misshandlungen hinter sich, sagte der Geschäftsführer von Ärzte ohne

Grenzen Deutschland, Florian Westphal, am Mittwoch in Berlin.

Die Organisation betreibt die «Aquarius» gemeinsam mit SOS
Méditerranée. «Daraus entsteht auch für uns die absolute Überzeug
ung
(...), dass in dieser humanitären Krise weiter gerettet werden muss.»

«Humanitäre Arbeit muss von Autoritäten, von Behörden unterstützt
und
ermöglicht werden», mahnte Westphal. Es entstehe der Verdacht, dass
die Behörden versuchten, den Hilfsorganisationen Steine in den Weg zu
legen. Man erwarte von der Bundesregierung, dass sie sich für die
zivile Seenotrettung im Mittelmeer einsetze, sagte Westphal. «Selbst
wenn alle zivilen Seenotrettungsschiffe unterwegs sind, ertrinken
leider immer noch viel zu viele Menschen.»

Das Rettungsschiff mit 141 aus Seenot geretteten Menschen an Bord
musste mehrere Tage auf See ausharren, bevor Malta sich bereit
erklärte, es einlaufen zu lassen. Deutschland, Frankreich, Luxemburg,
Portugal und Spanien sind bereit, die Geretteten aufzunehmen. Die
Regierung des britischen Überseegebiets Gibraltar will der «Aquarius»

die Flagge entziehen.

Die Besatzung der «Aquarius» habe mit der libyschen
Seenotrettungs-Leitstelle in Kontakt gestanden, sagte die
Geschäftsführerin SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke. Diese

seien aber nicht in der Lage gewesen, einen sicheren Hafen für die am
Freitag geretteten Migranten anzubieten, und hätten auch keinen
libyschen Hafen zur Verfügung gestellt.

Ohnehin sei es angesichts der für Migranten unhaltbaren Zustände in
Libyen für die Organisationen keine Option, Menschen in Libyen an
Land zu setzen. Stattdessen habe die libysche Leitstelle auf die
italienischen und maltesischen Leitstellen verwiesen.