Euro über 1,14 US-Dollar - Türkische Lira wieder unter Druck

17.08.2018 17:05

Frankfurt/Main (dpa) - Der Kurs des Euro ist am Freitag über 1,14
US-Dollar gestiegen. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung
1,1415 Dollar und damit mehr als am Vorabend. Die Europäische
Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1391 (Donnerstag:
1,1370) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8779 (0,8795) Euro.

Inflationszahlen aus dem Euroraum brachten keine neuen Impulse am
Devisenmarkt. Das Statistikamt Eurostat bestätigte eine erste
Schätzung, wonach die Teuerungsrate im Juli mit 2,1 Prozent so stark
war wie seit mehr als fünf Jahren nicht mehr und das Inflationsziel
der Europäischen Zentralbank (EZB) von mittelfristig knapp zwei
Prozent leicht übertraf.

Nach mehreren Tagen der Erholung hat die türkische Landeswährung Lira
unterdessen wieder stark an Wert verloren. Im Verhältnis zum
US-Dollar ging es bis zu knapp acht Prozent bergab. Auch zum Euro
wurde ein starker Wertverlust verzeichnet. Jüngste Drohungen mit
neuen Sanktionen aus den USA sorgen für Verunsicherung. Zudem zeigte
sich ein Gericht in Izmir im Streit um das Schicksal des in der
Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson
hart und lehnte am Freitag erneut eine Freilassung ab.

Hinzu kommt laut Händlern, dass die Hoffnungen schwinden, die
türkische Notenbank könnte vor dem Wochenende noch weitere Maßnahmen

zur Krisenbekämpfung vornehmen. Die Krise in der Türkei sei noch
nicht ausgestanden, meint Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der
Commerzbank. Bisher gebe es für die Finanzmärkte keinen Grund,
Vertrauen in die Geldpolitik der Türkei zu fassen. Dieses Vertrauen
sei nach und nach zerstört worden. Obwohl die Notenbank ihr
Inflationsziel ständig verfehlte habe, sei wenn überhaupt nur
zögerlich reagiert worden, so Leuchtmann.

Am Abend könnte es einen weiteren Impuls in der Lira-Krise geben. Die
Investoren haben eine mögliche Ratingentscheidung der Bonitätswächter

von Standard & Poor's zur Türkei im Blick. Es handelt sich um einen
von zwei jährlichen Bewertungsterminen, die Ratingagenturen
wahrnehmen können, aber nicht müssen.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für
einen Euro auf 0,89575 (0,89498) britische Pfund, 125,75 (126,02)
japanische Yen und 1,1338 (1,1299) Schweizer Franken fest. Der Preis
für eine Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London auf 1178,40
(1180,40) Dollar festgesetzt.