Premierministerin May droht wieder Ärger im britischen Kabinett

22.09.2018 11:42

London (dpa) - Nach ihrer Abfuhr durch die EU auf dem informellen
Gipfel in Salzburg droht der britischen Premierministerin Theresa May
neuer Ärger. Kabinettsmitglieder wollen nach einem Bericht des
«Telegraph» auf ihrer Sitzung an diesem Montag in London May
auffordern, einen «Plan B» für die Brexit-Verhandlungen vorzulegen.
Andernfalls drohten ihr weitere Rücktritte. Am Montag sei der
Knackpunkt, zitierte die Zeitung eine nicht näher genannte Quelle.

Als mögliche Kandidaten für einen Rücktritt kämen Arbeitsministerin

Esther McVey und Entwicklungshilfeministerin Penny Mordaunt infrage,
berichtete das Blatt am Samstag. Wegen Mays Plänen zum EU-Austritt
haben bereits Außenminister Boris Johnson und Brexit-Minister David
Davis ihre Ämter aufgegeben. Beide sind Brexit-Hardliner.

Erst am Freitag hatte May in scharfen Worten erklärt, dass sie an
ihren Plänen festhalten will und von Brüssel mehr Respekt bei den
Verhandlungen erwartet. EU-Ratspräsident Donald Tusk versuchte, die
Wogen zu glätten: Er sei nach wie vor der Überzeugung, dass es einen
Kompromiss geben könne, der gut für alle Seiten sei. Das sage er als
«enger Freund» Großbritanniens und «wahrer Bewunderer» von May.

Großbritannien will sich in einem halben Jahr - Ende März 2019 - von
der Europäischen Union trennen. Die Verhandlungen zwischen London und
Brüssel verlaufen allerdings sehr zäh.

Ein großer Streitpunkt bei den Gesprächen ist, wie künftig
Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem
EU-Mitglied Irland vermieden werden könnten. Die ehemalige
Bürgerkriegsregion gilt als besonders fragil.

May steht kurz vor dem Parteitag der Konservativen besonders unter
Druck. Sie regiert seit einer verpatzten Neuwahl im vergangenen Jahr
mit einer hauchdünnen Mehrheit und ist von Revolten von mehreren
Seiten bedroht. Immer wieder wird über ihren Rücktritt spekuliert.