YouTube-Chefin ruft zu Protest gegen EU-Urheberrechtspläne auf

23.10.2018 12:36

Seit das Europarlament im September seinen Vorschlag für das neue
EU-Urheberrecht verabschiedete, gibt es Kritik aus der Tech-Branche
und von Netzexperten. Die Chefin von Googles Videoplattform YouTube
geht jetzt noch einen Schritt weiter.

Redwood City (dpa) - YouTube-Chefin Susan Wojcicki ruft Anbieter von
Videoinhalten auf der Google-Plattform auf, in der Debatte um die
EU-Urheberrechtsreform gegen mögliche Upload-Filter zu protestieren.
Sie sollten sich darüber informieren, wie der umstrittene Artikel 13
der geplanten Urheberrechtsrichtlinie ihre YouTube-Kanäle betreffen
werde «und sofort handeln», schrieb sie in ihrem vierteljährlichen
Brief an Autoren am Montag. So sollten sie online argumentieren,
warum das Geschäft der Videoautoren wichtig sei.

Artikel 13 sieht in der zuletzt im September vom Europaparlament
verabschiedeten Fassung vor, dass Online-Plattformen sich Lizenzen
von Rechteinhabern sichern müssen - und für Urheberrechtsverletzungen
von Nutzern haften. Obwohl Upload-Filter nicht ausdrücklich erwähnt
werden, halten Kritiker sie für eine wahrscheinliche technische
Lösung für die neuen Vorgaben. Der Text der Richtlinie ist jetzt in
der Abstimmung zwischen Europaparlament, EU-Kommission und den
Mitgliedsländern.

Wojcicki warnte, «der Vorschlag könnte Plattformen wie YouTube
zwingen, nur Inhalte von einer Handvoll großer Unternehmen
zuzulassen». Wegen der drohenden Haftung könne es für die
Online-Dienste zu riskant werden, auch kleinere Inhalte-Anbieter ihr
Material hochladen zu lassen. Die Neuregelung könne das Internet, wie
man es heute kennt, «drastisch verändern». Sie drohe, «Millionen
Menschen» - von Video-Autoren bis hin zu einfachen Nutzern - die
Möglichkeit zu nehmen, Inhalte bei Plattformen wie YouTube
hochzuladen. Artikel 13 könne «hunderttausende Jobs» in Gefahr
bringen. Zudem könnten Nutzern in der EU auch den Zugang zu vielen
bestehenden Videos verlieren, inklusive Lern- und Bildungsinhalten.

Zugleich kündigte YouTube eine Investition von 20 Millionen Dollar in
den Ausbau von Bildungs- und Lerninhalten aus der Plattform an. Damit
soll unter anderem ein Fonds eingerichtet werden, um Mittel aus dem
sich Videoautoren bewerben können. YouTube wird aussuchen, welche
Projekte unterstützt werden. Bildungsvideos zu produzieren sei oft
aufwendiger als bei anderen Inhalten, sagte der zuständige
YouTube-Manager Malik Ducard der dpa. Die Plattform setzt dabei den
Begriff eines Bildungsvideos eher breit an - und schließt auch die
weit verbreiteten Anleitungen, wie etwas zum Beispiel im Haushalt
gemacht wird, mit ein.