Deutsche Piloten und Ryanair einig über Tarif-Eckpunkte

04.12.2018 11:23

Tatsächlich noch vor Weihnachten haben sich die deutschen Piloten und
der Billigflieger Ryanair auf Grundzüge eines Tarifwerks geeinigt.
Streiks sind damit vom Tisch.

Frankfurt/Main (dpa) - Passagiere des Billigfliegers Ryanair können
aufatmen. Bis auf weiteres drohen keine weiteren Piloten-Streiks mehr
an den deutschen Basen, weil sich die Gewerkschaft Vereinigung
Cockpit und das Unternehmen auf wesentliche Eckpunkte eines
umfassenden Tarifwerks geeinigt haben. Bis Ende Februar sollen
Gehaltstarif und Manteltarif stehen, die dann bis März 2023 gelten
sollen, wie beide Seiten am Dienstag mitteilten.

VC-Tarifexperte Ingolf Schumacher zeigte sich sehr optimistisch, die
angestrebte Einigung tatsächlich erreichen zu können. «Ich bin da
sehr positiv», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die
grundsätzliche Einigung wurde mit Hilfe der beiden Schlichter Stefan
Simon und Holger Dahl erreicht. Für das Kabinenpersonal hatte Verdi
im November eine ähnliche Grundsatzvereinbarung mit Ryanair
getroffen.

Die gut 400 in Deutschland stationierten Piloten hatten vor knapp
einem Jahr erstmals gestreikt und im laufenden Jahr noch drei Mal die
Arbeit niedergelegt. Nun sollen unter anderem die Grundgehälter
deutlich zulasten der variablen Gehaltsbestandteile steigen. Ganz
junge Co-Piloten könnten mit einer Verdoppelung ihres Fixgehalts auf
50 000 Euro pro Jahr rechnen, heißt es in Papieren der
Tarifkommission. Für Kapitäne soll es um bis zu 33 Prozent auf
zunächst 100 000 Euro zulegen. Unter dem Strich gebe es leichte
Steigerungen des Gesamtgehalts, die aber nicht näher beziffert
wurden, weitere jährliche Steigerungen wurden vereinbart.

Ryanair habe seine Ankündigung bereits umgesetzt, die in Deutschland
eingesetzten Piloten selbst anzustellen, sagte Schumacher. Früher
hatte es viele prekäre Arbeitsverhältnisse bei Verleihfirmen gegeben.
Ab Ende Februar 2019 sollen die Arbeitsverträge auf deutsches Recht
umgestellt werden, ab April werde deutsches Steuerrecht angewendet.
Wegen der geringeren Steuersätze im Vergleich zu Irland steige damit
das Nettogehalt der Piloten.

Auch für den Fall von Stationsschließungen und Versetzungen seien
soziale Regelungen gefunden worden, bestätigten beide Seiten. Dies
soll auch rückwirkend für die geschlossene Station Bremen und die
reduzierte Mannschaft in Weeze am Niederrhein gelten. Auch über die
Bildung eines Cockpit-Betriebsrats nach Tarifrecht sei man sich
einig, erklärte die VC.

Die insgesamt vier Tarifverträge sollen bis Ende Februar (Gehalt und
Mantel) beziehungsweise zum 1. April unter Dach und Fach sein. Bis
dahin wird es wegen der vereinbarten Friedenspflicht auch keine
weiteren Streiks der hierzulande stationierten Piloten mehr geben.

Ryanair ist der größte Billigflieger Europas. Er fliegt mit seinen
einheitlichen Boeing 737-Maschinen mehr als 215 Flughäfen in 37
Ländern an und operiert von 86 Basen in Europa und Nordafrika. Das
hochprofitable Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben rund 14
500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/2018 machten die Iren bei 7,15
Milliarden Euro Umsatz einen Gewinn von 1,45 Milliarden Euro.