Deutsche Manager bei Trump: Was bringt der Autogipfel im Weißen Haus? Von Hannes Breustedt, dpa

04.12.2018 20:51

Um die US-Regierung im Handelsstreit zu beschwichtigen, sind die
Spitzen der großen deutschen Autokonzerne nach Washington gereist.
Die Top-Manager zeigen sich zuversichtlich, US-Präsident Donald Trump
besänftigen zu können. Das Treffen stößt dennoch auf viel Kritik.

Washington (dpa) - Trotz der Annäherung zwischen den USA und China
geht das Zittern vor weiteren Eskalationen im Handelsstreit weiter.
In Deutschland und der EU sorgt vor allem die Drohung von
US-Präsident Donald Trump, hohe Zölle auf Autos zu verhängen, für
Nervosität. Nun reisten Top-Manager von Volkswagen, BMW und Daimler
in Washington, um Überzeugungsarbeit bei Trump und seinen Leuten zu
leisten. Die Autobosse äußerten sich nach ersten Gesprächen
optimistisch. Dass das Spitzentreffen überhaupt stattfindet, ist
jedoch umstritten.

Wie verlaufen die Gespräche in Washington?

Die Chefs von VW und Daimler, Herbert Diess und Dieter Zetsche,
zeigten sich nach dem Treffen mit Trump zuversichtlich, dass dem
US-Präsidenten die Autozölle noch ausgeredet werden können. Diess
sprach am Dienstag vor Journalisten in Washington von Fortschritten
beim Bemühen, die Zölle zu vermeiden. Es gebe mehrere konkrete
Investitionsvorhaben von VW auch im Zusammenhang mit den US-Firmen
Ford und Microsoft. Auch Zetsche zeigte sich optimistisch.

Was versprachen sich die Konzerne von dem Treffen?

Für die deutschen Autobauer wären die von Trump angedrohten
Strafzölle eine immense Belastung. Die Manager wollten Vertreter der
US-Regierung deshalb milde stimmen, indem sie die Bedeutung der
Konzerne für die dortige Wirtschaft verdeutlichen. VW, BMW und
Daimler betreiben große Fabriken in den USA und haben ihre Produktion
dort in den vergangenen Jahren kräftig ausgebaut.

Womit können sie argumentieren?

Um Trumps Team von höheren Einfuhrschranken abzubringen, dürften die
Autobauer nicht nur ihre schon bestehende US-Präsenz hervorgehoben,
sondern auch geplante Investitionen in die Waagschale geworfen haben.
BMW hatte zuletzt schon betont, wieder die Option für eine
Motorenfabrik in den USA zu prüfen. Trump twitterte deshalb bereits
am Donnerstag: «Autokonzerne streben in die USA, inklusive BMW, das
jüngst ein neues Werk angekündigt hat.» Zugleich machte VW Trump
weiter Hoffnung auf eine Produktionsstätte für E-Autos.

Was erhofft sich Trumps Regierung?

Das auf Einladung von Washington anberaumte Treffen ist für die
US-Regierung eine Möglichkeit, im Handelsstreit über Bande Druck auf
die Verhandlungspartner in Deutschland und Europa auszuüben. Trump
hoffe, dass die deutschen Autobauer die Regierung über ihre Lobby in
Berlin drängen, die Gespräche über einen Handels-Deal zwischen der EU

und den USA zu beschleunigen, sagte ein US-Vertreter dem «Wall Street
Journal». Der Präsident wolle keine Zölle erhöhen, doch Brüssel r
ühre
sich nicht, deshalb könne er einen Hebel gebrauchen.

Wer nahm denn an der Runde teil?

Nachdem es zunächst hieß, Trump wolle sich gar nicht persönlich
blicken lassen, gab das Weiße Haus kurzfristig bekannt, dass er die
deutschen Gäste doch für ein kurzes Treffen im Weißen Haus empfangen

werde. Geplant waren zudem jeweils einstündige Gesprächsrunden von
Wirtschaftsminister Wilbur Ross und dem US-Handelsbeauftragten Robert
Lighthizer mit den Chefs von VW und Daimler, Herbert Diess und Dieter
Zetsche, sowie BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter.

Warum ist der Autogipfel so umstritten?

Die Konzernchefs haben in den Handelsfragen zwischen den Staaten
keine Verhandlungshoheit, deshalb wird das Treffen in Berlin und
Brüssel sehr kritisch gesehen. Befürchtet wird, dass die
Trump-Regierung die Linie der EU durch Deals mit den Unternehmen
durchkreuzt und versucht, die europäischen Partner gegeneinander
auszuspielen. «Es sollte mit Regierungsvertretern und nicht mit
Interessengruppen verhandelt werden», sagte der Präsident des Kieler
Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, dem «Handelsblatt».

Und wie wird das Treffen auf EU-Ebene gesehen?

Auch Bernd Lange, Chef des Handelsausschusses im Europaparlament,
gehört zu den Kritikern: «Alle haben das Interesse, dass die
US-Regierung keine Zölle gegen europäische Marken verhängt.»
Allerdings müsse klar sein, wo die Kompetenzen in der Handelspolitik
angesiedelt sind, so der SPD-Politiker in der «Stuttgarter Zeitung»
und den «Stuttgarter Nachrichten». Die Handelspolitik sei
vergemeinschaftet, Gesprächspartner die EU: «Deals auf der Ebene von
Autobossen mit dem Präsidenten sind nicht angemessen.» Ähnliches sei

aus dem Umfeld von EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zu hören.