Gnadenfrist für den 500-Euro-Schein - Bundesbank verlängert Ausgabe Von Jörn Bender und Friederike Marx, dpa

09.12.2018 08:00

Europas Notenbanken haben beschlossen, die größte Euro-Banknote nicht
mehr herzustellen. Befürworter meinen, wenn weniger 500-Euro-Scheine
im Umlauf sind, dränge das die Kriminalität zurück. Die Bundesbank
schert aus - zumindest beim Zeitplan.

Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesbank hält dem 500-Euro-Schein länger
die Treue als die meisten anderen Notenbanken im Euroraum. Noch bis
einschließlich 26. April 2019 sind die Scheine bei der Bundesbank und
der Österreichischen Nationalbank zu haben. Die anderen 17 nationalen
Zentralbanken des Eurosystems werden die Ausgabe der lilafarbenen
Banknote bereits am 26. Januar 2019 beenden.

«Wir haben uns für diese längere Frist entschieden, weil die deutsche

und die österreichische Notenbank netto die meisten
500-Euro-Banknoten in Umlauf bringen», erklärte Bundesbank-Vorstand
Johannes Beermann den Schritt im Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur in Frankfurt.

Eine Prognose, ob die verlängerte Frist die Nachfrage nach der
größten Euro-Stückelung noch einmal ankurbeln wird, wagte Beermann
nicht: «Es ist schwierig vorherzusagen, wie sich die Nachfrage nach
dem 500er in den nächsten Monaten entwickeln wird. Denn zum ersten
Mal wird eine Stückelung nicht mehr ausgegeben und bleibt zugleich
Zahlungsmittel», sagte der Bundesbank-Vorstand. «Möglicherweise
steigt die Nachfrage, denn der 500er hat vor allem eine
Wertaufbewahrungsfunktion.»

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte Anfang Mai 2016
entschieden, dass Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknote «gegen
Ende des Jahres 2018» eingestellt werden. In der überarbeiteten
zweiten Serie der gemeinsamen Banknoten mit verbesserten
Sicherheitsmerkmalen wird es keinen 500-Euro-Schein mehr geben. Diese
«Europa»-Serie wird am 28. Mai 2019 mit der Ausgabe der neuen 100-
und 200-Euro-Scheine vervollständigt.

Vom Verzicht auf den 500-Euro-Schein versprechen sich Befürworter,
dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. Ob
das klappt, ist allerdings umstritten. Die im Umlauf befindlichen
500er bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt
umtauschbar sein.

An eine Renaissance des 500-Euro-Scheins in einer späteren
Euro-Banknotenserie glaubt Beermann nicht: «Ich vermute, dass der
500er nicht wiederbelebt wird, nachdem der EZB-Rat nun einmal die
Entscheidung getroffen hat. Ich glaube nicht, dass man das Fass
wieder aufmacht.»

Nach der Entscheidung des EZB-Rates aus dem Mai 2016 hatte der 500er
zunächst an Attraktivität eingebüßt. In den Jahren 2016 und 2017
wurden mehr 500-Euro-Banknoten bei den nationalen Zentralbanken
eingezahlt als ausgezahlt. 2016 summierte sich dieser
Einzahlungsüberschuss auf 36 Milliarden Euro, 2017 waren es 13,2
Milliarden Euro.

Bei der Bundesbank kehrte sich der Trend 2017 um: Die Auszahlungen
von 500-Euro-Scheinen überwogen im vergangenen Jahr wieder die
Einzahlungen der lilafarbenen Scheine bei der Bundesbank. Im
laufenden Jahr zeigen die Zahlen bislang eine gestiegene Nachfrage
nach 500-Euro-Scheinen - sowohl bei der Deutschen Bundesbank als auch
im Eurosystem insgesamt. Nach jüngsten verfügbaren Zahlen beträgt der

Auszahlungsüberschuss beim 500er bei den Euro-Notenbanken etwa 3,6
Milliarden Euro.