Brexit ohne Abkommen erschwert Beschäftigung von Londoner Bankern

11.01.2019 12:39

Frankfurt/Main (dpa) - Ein ungeordneter EU-Austritt Großbritanniens
würde die Beschäftigung von Londoner Bankern in Deutschland nach
Einschätzung eines Arbeitsrechtlers deutlich erschweren. «Ein Brexit
ohne Abkommen würde viele Banken vor ein erhebliches Problem stellen:
Die Frage ist dann, ob Arbeitnehmer aus London überhaupt einfach so
nach Deutschland kommen dürfen, um in der neu gegründeten deutschen
AG des Instituts ihren Job anzutreten», sagte Anwalt Hans-Peter Löw
von der Kanzlei Allen & Overy am Freitag in Frankfurt.

Diese Mitarbeiter bräuchten nicht nur eine Aufenthaltserlaubnis,
sondern auch eine Arbeitserlaubnis. Und bevor diese ausgestellt wird,
müssen die deutschen Behörden prüfen, ob nicht auch ein Arbeitnehmer

aus Deutschland oder einem anderen EU-Staat die Stelle antreten
könnte. «Da gibt es noch keine Übergangsregelung für Brexit-Banker
»,
warnte Löw.

Um wie viele Mitarbeiter es genau gehen würde, bezifferte Löw nicht,
betonte aber: «Es ist weit verbreitet, dass Banken aus UK, die
Geschäft nach Deutschland verlagern wollen, wichtige Funktionen in
Frankfurt mit Mitarbeitern aus London besetzen wollen - zumindest für
eine Übergangszeit.»

Banken brauchen für Dienstleistungen wie Einlagen- und Kreditgeschäft
in der Europäischen Union rechtlich selbstständige
Tochtergesellschaften in einem EU-Staat. Der Brexit zwingt viele
Institute, sich zumindest teilweise neu aufzustellen. Etwa 30
Geldhäuser haben eine neue Lizenz für Frankfurt beantragt.

Nach Löws Einschätzung sind die meisten Banken gut auf den für Ende
März erwarteten britischen EU-Austritt vorbereitet. «Die Verträge zur

Übertragung auf eine deutsche Rechtseinheit sind ausverhandelt, jetzt
geht es darum, wann das scharfgeschaltet wird», sagte der Anwalt.