Norddeutsche Wirtschaft besorgt über Unterhausentscheidung zu Brexit

16.01.2019 09:12

Hamburg (dpa/lno) - Verbände der norddeutschen Wirtschaft haben mit
Besorgnis auf das Scheitern des Brexit-Abkommens im britischen
Parlament reagiert. «Der drohende, ungeregelte EU-Austritt
Großbritanniens wird die stark exportorientierte Hamburger Industrie
mit engen Verbindungen zu britischen Partnern erheblich belasten»,
sagte der Vorstandsvorsitzende des Industrieverbands Hamburg (IVH),
Matthias Boxberger, am Dienstagabend. Exporte nach Großbritannien
würden sich durch Zölle und Abwicklungsformalitäten deutlich
verteuern. «Es ist fatal, dass das Unterhaus die
ausgestreckte Hand Europas ausgeschlagen hat.»

Auch der Norddeutsche Unternehmensverband Großhandel - Außenhandel -
Dienstleistung e.V. (AGA) zeigte sich enttäuscht: «Der Vertrag war
gut und ausgewogen, jetzt wurde er abgelehnt. Die Unsicherheit geht
damit weiter. Ein harter Brexit ist die schlechteste Lösung. Die
norddeutschen Händler wünschen sich jetzt eine wie auch immer
geartete Übergangsphase und eine durchführbare Lösung. Wir setzen
weiter auf britische Vernunft und Pragmatismus», sagte der Präsident
des AGA Unternehmensverbandes, Hans Fabian Kruse.

IVH-Chef Boxberger sah in dem «Nein» der Briten gleichzeitig einen
Auftrag für Europa, Vertrauen in den gemeinsamen Wirtschaftsraum zu
stärken und jetzt Reformen einzuleiten für eine gemeinsame
Sicherheitspolitik nach innen und nach außen sowie für
einen sparsameren Umgang mit EU-Haushaltsmitteln und bei der
Steuerung von Migration.

Das britische Unterhaus hatte am Dienstagabend mit überwältigender
Mehrheit gegen das Austrittsabkommen gestimmt, das May mit der EU
vereinbart hatte. Großbritannien will die Europäische Union bereits
am 29. März verlassen. Gibt es bis dahin keine Einigung, droht ein
Austritt aus der Staatengemeinschaft ohne Abkommen. Für diesen Fall
wird mit chaotischen Folgen für die Wirtschaft und viele andere
Lebensbereiche gerechnet.