EU-Kommission bei Förderprojekten in Greifswald und Stettin Von Birgit Sander, dpa

15.05.2019 18:07

Kurz vor der Europawahl zeigt eine Ausstellung im Pommerschen
Landesmuseum in Greifswald Projekte, die mit EU-Mitteln gefördert
wurden. Darunter ist auch eine Einlegesohle.

Greifswald (dpa/mv) - Braucht man EU-Fördermittel, um eine
Einlegesohle herzustellen? Die intelligente Sohle mit
Temperatursensorik für Diabetiker wäre ohne Gelder aus dem
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wohl nicht in
Greifswald und im nahen Karlsburg entwickelt worden. Die Gesamtkosten
betragen laut Wirtschaftsministerium rund 1,36 Millionen Euro. Die
Innovation gehörte zu den mit EU-Mitteln geförderten Projekten im
deutsch-polnischen Grenzgebiet, die am Mittwoch - kurz vor der
Europawahl - im Pommerschen Landesmuseum in Greifswald vorgestellt
wurden.

Die Sohle zeigt beim Fuß, an dem Diabetiker wegen Nervenschädigungen
oft keinen Schmerz spüren, Temperaturerhöhungen an. Das geschieht
etwa vier Wochen bevor Wunden entstehen. Dem Patienten bleibe somit
Zeit, zum Arzt zu gehen und den Fuß von Druck zu entlasten, sagte
Christian Eschenburg von der Orthopädie-Technik-Service aktiv GmbH.
Das Unternehmen entwickelte die Einlegesohle mit dem Leibniz-Institut
für Plasmaforschung und Technologie (INP) in Greifswald und dem
Kompetenzzentrum für Diabetes an der Klinik in Karlsburg. Jetzt
starte die Produktion der ersten Kleinserie, sagte Eschenburg. Zum
Jahresende soll die Sohle serienreif sein.

Eine Delegation der EU-Kommission mit dem Generaldirektor für
Regionalpolitik und Stadtentwicklung, Marc Lemaitre, informierte sich
im INP über verschiedene Förderprojekte im Forschungsbereich Umwelt
und Gesundheit. Wissenschaftler, Ärzte und Unternehmer aus der
Medizinbranche entwickeln gemeinsam Diagnostik- und
Therapiemöglichkeiten. Forschungsbereichsleiter Klaus-Dieter Weltmann
stellte Plasma-Geräte zur Wundheilung, gegen Hautkrebs und für die
Zahnmedizin vor. Mit Geldern von der EU seien Labore für die
praxisnahe, interdisziplinäre Forschung direkt neben den OP-Sälen
eingerichtet worden. Forschungsergebnisse gelangten so schneller in
die Praxis. 

Laut Wirtschaftsministerium stehen Mecklenburg-Vorpommern in der
aktuellen Förderperiode von 2014 bis 2020 knapp 2,3 Milliarden Euro
aus vier verschiedenen EU-Fonds zur Verfügung. Das Land befindet sich
derzeit auf der Stufe der Übergangsregion, der mittleren von drei
Förderstufen. Zuvor lag es im europäischen Vergleich noch auf der
Ebene der am wenigsten entwickelten Regionen.