Bericht: No-Deal-Brexit würde auch viele Schulen treffen

04.08.2019 12:16

London (dpa) - Ein ungeregelter Brexit dürfte einem Medienbericht
zufolge auch viele britische Schulen hart treffen. Die Folgen
reichten von Kürzungen beim Schulessen bis zum Ausfall des
Unterrichts, berichtete der «Guardian» am Sonntag. Schlimmstenfalls
müssten Schulen in einigen Grenzregionen vorübergehend geschlossen
werden. Der Zeitung liegt nach eigenen Angaben ein vertrauliches
Dokument des Bildungsministeriums für den No-Deal-Fall vor.

Premierminister Boris Johnson will Großbritannien am 31. Oktober aus
der Europäischen Union führen - notfalls auch ohne Abkommen. Ein
No-Deal-Brexit wird Prognosen zufolge zu chaotischen Verhältnissen in
zahlreichen Lebensbereichen führen. Wegen der dann zeitraubenden
Grenzkontrollen etwa im Raum Dover am Ärmelkanal wird mit Megastaus
durch Tausende von Lastwagen vom europäischen Festland gerechnet.
Viele Briten fürchten um die Versorgung mit frischen Lebensmitteln
und Medikamenten. Lagerhallen sind schon lange ausgebucht.

Unterdessen kündigte Johnson eine zusätzliche einmalige Finanzspritze
in Höhe von 1,8 Milliarden Britischen Pfund (knapp zwei Milliarden
Euro) für Krankenhäuser an. Davon sollen die Kliniken unter anderem
neue Geräte kaufen. Er wolle sein Wahlversprechen halten und den
Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) mehr unterstützen, schrieb Johnson
in der «Sunday Times». Die oppositionelle Labour-Partei kritisierte
umgehend, dass solche Finanzspritzen die jahrelangen Kürzungen nicht
wettmachen könnten. Der NHS gilt als marode und völlig überlastet.


Johnson hatte vor dem Brexit-Referendum 2016 behauptet, dass das
Vereinigte Königreich wöchentlich 350 Millionen Pfund (etwa 380
Millionen Euro) an die EU zahlen müsse. Dieses Geld könne besser in
den NHS investiert werden. Was er verschwieg: London erhält einen
erheblichen Teil seiner Beiträge zurück, etwa für die Landwirtschaft.