Ökonomen sehen politische Turbulenzen in Italien mit Sorge

10.08.2019 05:10

Frankfurt/Rom (dpa) - Die Regierungskrise in Italien weckt Sorgen
über den künftigen Kurs Roms. Ökonomen schließen nicht aus, dass ei
ne
mögliche Neuwahl zu einer Mehrheit der rechten Lega unter Matteo
Salvini und der konservativen Partei Forza Italia führen könnte. «F
ür
Europa wäre eine rechte Regierung in Italien ein noch größerer
Alptraum als die gegenwärtige Regierung», sagte Marcel Fratzscher,
Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der
Deutschen Presse-Agentur. Salvini werde weiter auf Konfrontationskurs
zu Europa gehen.

«Ein zunehmend populistischer und fremdenfeindlicher Kurs Italiens
wird es für Europa in der Außenpolitik, in der Sicherheitspolitik und
beim Thema Migration deutlich schwieriger machen», sagte Fratzscher.

Nach nur 14 Monaten an der Macht droht das Ende der
Populisten-Allianz aus rechter Lega und Fünf-Sterne-Bewegung.
Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini sieht keine Zukunft mehr
für das Regierungsbündnis und hat Neuwahlen gefordert. Der
Rechtspopulist kündigte ein Misstrauensvotum im Senat gegen den
Ministerpräsidenten Giuseppe Conte an. Entzieht das Parlament dem
Regierungschef das Vertrauen, wäre die Koalition auch formal am Ende.

Skeptisch beurteilt Ökonom Marco Wagner von der Commerzbank den
wirtschaftlichen Kurs einer möglichen neuen Regierung aus Lega und
Forza Italia. «Insgesamt würde unserer Einschätzung nach eine solche

Koalition größtenteils der Linie Salvinis folgen und auf Umverteilung
und Infrastrukturprogramme setzen.» Italien werde weiter das schwache
Glied im Euroraum bleiben.