Stiftung: Streit von Japan und Südkorea könnte auch Europa schaden

10.08.2019 07:45

Berlin (dpa) - Der Streit zwischen Japan und Südkorea könnte nach
Einschätzung der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) auch für
Europa negative Konsequenzen haben. «Auch wenn Europa keine großen
Einflussmöglichkeiten hat, sollte es deutlich machen, dass ein
besseres japanisch-koreanisches Verhältnis auch in seinem Interesse
liegt», heißt es in einer Publikation der Stiftung.

Zuletzt hatte Japan striktere Exportkontrollen für Materialien zur
Chip-Produktion in Südkorea verhängt und das Nachbarland von einer
Liste mit Ländern gestrichen, die Vorzugsbehandlungen bei
Handelsgeschäften genießen und Produkte beziehen, die für
militärische Zwecke benutzt werden können.

Seit vergangenem Jahr haben sich die Beziehungen zwischen den beiden
US-Verbündeten deutlich verschlechtert. Hintergrund ist ein Disput
über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans
Kolonialherrschaft (1910 bis 1945). Der Oberste Gerichtshof in
Südkorea hatte im vergangenen Jahr zwei japanische Industriekonzerne
angewiesen, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen.
Japan strich Südkorea daraufhin bestimmte Handelsprivilegien und
verhängte striktere Exportkontrollen für Materialien zur
Chip-Produktion.

Die SWP sieht die Beziehungen beider Länder seitdem in einer
Abwärtsspirale. «Besorgniserregend sind vor allem die Folgen, die der
Streit für das Machtverhältnis in Asien haben könnte», sagte die
Autorin des Papers, Asien-Expertin Alexandra Sakaki, der Deutschen
Presse-Agentur. So könne vor allem China das Zerwürfnis nutzen, den
Einfluss in der Region auszubauen und die USA zurückzudrängen. Auch
Nordkorea, das unter der Führung Kim Jong Uns deutlich an
militärischer Schlagkraft gewonnen habe, könne von dem Konflikt
profitieren.

So werde in Südkorea bereits diskutiert, den Austausch von
Geheimdienstinformationen über Nordkorea mit Japan auslaufen zu
lassen. «Nordkorea könnte das nutzen, um dann noch mehr Unsicherheit
und Verwirrung in der Region zu verbreiten.»

Dass der Handel zwischen beiden Ländern zum Erliegen kommt, oder es
auf dem europäischen Markt dadurch Lieferengpässe gibt, hält Sakaki
momentan allerdings für unwahrscheinlich. «Ich glaube nicht, dass wir
hier bald keine Samsung-Handys mehr kaufen können.» Der Handel
zwischen den beiden Ländern werde aber durch den zusätzlichen
bürokratischen Aufwand erschwert.