Seoul kritisiert Raketentest des Nordens - Trump beschwichtigt

10.08.2019 16:30

Nordkorea reagiert mit dem jüngsten Raketentest auf Militärmanöver
zwischen US- und südkoreanischen Streitkräften. Südkoreas Militär
rechnet mit weiteren Provokationen - und US-Präsident Trump
beschwichtigt und freut sich über Post aus Pjöngjang.

Seoul/Washington (dpa) - US-Präsident Donald Trump hat ein erneutes
Treffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in Aussicht gestellt
und zugleich Manöver seiner eigenen Streitkräfte mit Südkorea
kritisiert. Trump twitterte am Samstag, ein langer Brief von Kim an
ihn sei auch «eine kleine Entschuldigung dafür gewesen,
Kurzstreckenraketen zu testen». Nordkoreas Militär hatte am Samstag
nach südkoreanischen Angaben zum fünften Male binnen gut zwei Wochen
mehrere Raketen abgefeuert. Nach Ansicht der Präsidialkanzlei in
Seoul war dies eine «Machtdemonstration» des Nordens gegen die
Militärmanöver im Süden.

Auch die EU verurteilte den neuerlichen Raketentest scharf. Damit
untergrabe Nordkorea weiter die internationalen Bemühungen, Vertrauen
aufzubauen und nachhaltigen Frieden ohne Nuklearwaffen auf der
koreanischen Halbinsel zu etablieren, sagte eine Sprecherin der
EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Samstag. «Wir erwarten,
dass die Demokratische Volksrepublik Korea von weiteren Provokationen
absieht, seine Zusagen einhält und seine internationalen
Verpflichtungen aus mehreren Resolutionen des UN-Sicherheitsrats
vollständig umsetzt.»

Trump teilte am Samstag in zwei Twitter-Nachrichten mit, Kim habe in
dem Schreiben «sehr nett» bekundet, dass er nach einem derzeit
laufenden gemeinsamen Manöver von US- und südkoreanischen Truppen
bereit für ein Treffen und die Aufnahme von Verhandlungen sei. Nach
der von Kim kritisierten Militärübung würden auch die Raketentests
enden. Trump schrieb: «Ich freue mich darauf, Kim Jong Un in nicht
allzu ferner Zukunft zu sehen!»

Streitkräfte der USA und Südkoreas hatten am vergangenen Montag ihre
halbjährlich angesetzten, gemeinsamen Militärmanöver begonnen.
Details über das Ausmaß der Manöver waren zunächst nicht bekannt. D
ie
USA haben rund 28 500 Soldaten auf südkoreanischem Boden stationiert.
Trump nannte die gemeinsamen Manöver am Samstag «lächerlich und
teuer».

Die von Nordkoreas Ostküste abgefeuerten Raketen hätten eine Flughöhe

von 48 Kilometern erreicht und seien nach rund 400 Kilometern
Flugstrecke ins Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer) gestürzt,
teilte die südkoreanische Truppenführung mit. «Wir sehen die
Möglichkeit weiterer Raketentests, da Nordkorea derzeit seine
Militärübungen im Sommer durchführt und auch die kombinierten
Militärübungen Südkoreas mit den USA anlaufen», hieß es in der

Stellungnahme des Militärs.

Schon bei vorherigen Provokationen aus Nordkorea hatten sich die
US-Regierung und vor allem Trump zuletzt auffallend zurückhaltend
geäußert. Ende Juli sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums,
die Regierung setze im Umgang mit Nordkorea auf Diplomatie und hoffe
hier auf Fortschritte nach dem jüngsten Treffen von Trump und Kim
Ende Juni.

Ebenfalls am Freitag bekräftigte US-Verteidigungsminister Mark Esper
bei einem Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, dass
die USA weiter zu diplomatischen Gesprächen mit Nordkorea bereit
seien, um Fortschritte bei der nuklearen Abrüstung des Landes zu
erzielen. Allerdings werde man die Sanktionen gegen Nordkorea
aufrechterhalten, solange Pjöngjang nicht sein Atomprogramm aufgebe.

Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump hatten Ende Juni bei einem
kurzen Treffen im Grenzort Panmunjom auf der koreanischen Halbinsel
Arbeitsgespräche zur atomaren Abrüstung in der Region vereinbart.
Nach ihrem gescheiterten Gipfeltreffen im Februar in Vietnam weckte
das Treffen neue Hoffnung auf Fortschritte in den festgefahrenen
Verhandlungen über das Atomprogramm Nordkoreas.

Der Abschuss ballistischer Raketen kurzer, mittlerer und langer
Reichweite ist Nordkorea - das mehrfach Atombomben getestet hat -
durch UN-Resolutionen verboten. Derartige Raketen sind in aller Regel
Boden-Boden-Raketen, die einen konventionellen, chemischen,
biologischen oder atomaren Sprengkopf befördern können.