Weiteres Anti-Krisen-Paket der Europäischen Zentralbank erwartet

11.09.2019 19:00

Frankfurt/Main (dpa) - Europas Währungshüter sehen sich erneut zum
Handeln gezwungen. Angesichts der weltweiten Konjunkturabkühlung und
der Schwäche des Welthandels seien «signifikante geldpolitische
Impulse» notwendig, hatte der Präsident der Europäischen Zentralbank

(EZB), Mario Draghi, bei der jüngsten Sitzung des EZB-Rates gesagt.
An diesem Donnerstag könnte das oberste Entscheidungsgremium der
Notenbank Taten folgen lassen. Die Beschlüsse der Sitzung in
Frankfurt werden am Nachmittag (13.45 Uhr) veröffentlicht.

Diskutiert werden sowohl neue Anleihenkäufe als auch eine
Verschärfung des Strafzinses für Gelder, die Banken bei der EZB
parken. Derzeit werden dafür 0,4 Prozent Zinsen fällig - eine
Milliardenbelastung für die Branche. Draghi hatte angedeutet, dass
dieser negative Einlagensatz weiter ins Minus gesenkt werden könnte.
Um Geldhäuser zu entlasten, wird über eine Staffelung nachgedacht.

Mit dem Strafzins will die Notenbank erreichen, dass Banken das viele
billige Geld, das die EZB ihnen zur Verfügung stellt, an Unternehmen
und Verbraucher weiterreichen, damit es in Investitionen und Konsum
fließt. Das soll die Konjunktur anschieben und den Preisauftrieb
verstärken. Denn die Inflation ist trotz einer seit Jahren expansiven
Geldpolitik der EZB weit entfernt vom Ziel der Notenbank.

Die EZB strebt mittelfristig für den Euroraum eine
Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug
entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige oder auf breiter Front
sinkende Preise können Unternehmen und Verbraucher verleiten,
Investitionen aufzuschieben. Das bremst die Wirtschaft.

Beim Leitzins von aktuell null Prozent haben sich die Währungshüter
schon insofern festgelegt, dass mit steigenden Zinsen absehbar nicht
zu rechnen ist. Derzeit geht die EZB davon aus, dass die Leitzinsen
im Euroraum «mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 ... auf

ihrem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau bleiben werden».